Am Herd

Italien zum Hören

Ach, die italienischen Geräusche. Oder besser: die Geräusche italienischer Städte mit ihren verschachtelten Innenhöfen und Balkonen, mit ihren offenen Fenstern und schmalen Gassen.

Das Geschrei kannten wir schon vom letzten Jahr. Es kam pünktlich. Immer wenn wir zum Frühstücken gedeckt hatten – es gab Cornetti, eins vuoto, eins mit marmellata –, hob es an: Eine dünne, hohe Stimme kreischte vor sich hin, nie verstand ich, was sie da rief, und so wunderten wir uns, was diese Frau denn so erboste, was ihre Wut antrieb, die da anhob und abschwoll und alle rundherum alarmierte.

Ach, die italienischen Geräusche. Oder besser: die Geräusche italienischer Städte mit ihren verschachtelten Innenhöfen und Balkonen, mit ihren Gassen, die oft zu schmal sind für Autos, und den Häusern, bei denen man manchmal nicht recht weiß, wo sie anfangen und wo sie aufhören. Wer da eine Ferienwohnung mietet, lebt mit der Nachbarschaft, mit den Rufen der Mütter und den ungeduldigen Telefonaten der Väter, mit ihrem „Guarda!“ und ihrem „Pronto“ und den Bauarbeitern vom Hotel gegenüber, die hin und wieder pfeifen und hin und wieder schimpfen und sich nicht hetzen lassen. Das beginnt frühmorgens, wenn stotternd die ersten Mofas starten. Und endet spätabends: Dann macht der Standler ums Eck Feierabend, die letzten Crêpes sind gebacken, die letzten Noten von „Mr. Tambourine Man“ verklingen, denn auch das ist Italien: Bob Dylan und Crêpes.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.