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Wladimir Putins Kleingeld und Europas breites Gesicht

Eine Rubel lässt sich in 100 Kopeken teilen. Nur was soll Kopeke heißen?
Eine Rubel lässt sich in 100 Kopeken teilen. Nur was soll Kopeke heißen?APA/AFP
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Die Kopeke trägt schon etwas Kriegerisches in ihrem Namen. Der Euro ist da nicht so eindeutig.

Dass Wladimir Putin politisches Kleingeld macht, kann man leider nicht behaupten. Wäre es so, ginge es dabei nicht um Rubel, sondern nur um Kopeken. Der Name der Untereinheit der russischen Währung hat übrigens eine interessante Geschichte – zunächst hieß die im frühen 16. Jahrhundert im Großherzogtum Moskau geprägte Münze nämlich Nowgorodka, nach der Region Nowgorod. Doch bald setzte sich ein anderer Name durch. Weil auf der Münze ein Reiter zu sehen war – möglicherweise der Zar oder der heilige Georg –, der einen Speer hält. Diese Waffe heißt auf Russisch Kopje, von dort war es bis zur Kopeke nur mehr ein kleiner Schritt. Dagegen ist die Geschichte des Cent deutlich weniger aufregend – die Kleinmünze leitet sich vom Lateinischen centum ab, also Hundert. Als hundertster Teil einiger Währungen kennt man ihn weltweit. Unter anderem auch in Europa.

Womit wir beim Euro gelandet sind. Der sich, man ahnt es, an Europa anlehnt. So weit, so unspannend. Doch gräbt man tiefer, wird es interessant. Denn der Name des Kontinents hat sehr wohl eine etymologisch spannende Geschichte. So gibt es die Deutung, dass es eine Zusammensetzung ist aus dem Altgriechischen „eurys“, also „weit“ bzw. „breit“ und „ops“, was so viel wie „Sicht“ oder „Gesicht“ bedeutete. Europa bedeutet demnach „die mit der weiten Sicht“ oder „die Breitgesichtige“. In der griechischen Mythologie trug den Namen Europa eine phönizische Königstochter. Die wurde von Zeus, der sich dabei als Stier tarnte, nach Kreta entführt. Eine weitere Möglichkeit ist aber auch, dass sich der Name des Kontinents vom griechischen Wort „erebos“ ableitet, was für „dunkel“ steht. Und dass damit schon von den Phöniziern das Abendland bezeichnet wurde, wo die Sonne untergeht. Denken Sie gern drüber nach, wenn Sie das nächste Mal einen Euro in die Hand nehmen.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2022)

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