Wien

Eltern in Sorge: Fremde sprechen Buben vor Schule an

Die Presse (Clemens Fabry)
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In Wien sind Eltern alarmiert: Vor Schulen sollen kleine Buben wiederholt von Fremden angesprochen oder weggelockt worden sein. Eine Spurensuche.

In Wiener Eltern-WhatsApp-Gruppen sind die Sorgen derzeit groß. Man habe gehört, erzählen die einen den anderen, dass fremde Männer vor Schulen stehen und kleine Kinder belästigen. Und zwar nur Buben. Mehrere Vorfälle seien bekannt, man müsse aufpassen.

Was ist dran an diesen Erzählungen? „Die Presse“ hat bei der Wiener Polizei nachgefragt. Dort kennt man diese Geschichten, warnt aber davor, deswegen in Panik zu verfallen. Zwar habe es Vorfälle gegeben, die stehen aber nicht unbedingt in Zusammenhang. Weiters wurden diese Vorfälle (zu Recht) im Netz von Lehrern und Eltern stark verbreitet, weswegen jetzt bei manchen der Eindruck entstünde, dass es weitaus mehr Fälle gebe als in der Realität.

Insgesamt weiß die Polizei von drei Vorfällen: Einer trug sich am 24. März vor einer Volksschule im 18. Bezirk zu. Dort hat ein Mann einem Neunjährigen Süßigkeiten angeboten. Der Bub nahm sie aber nicht und ging zurück in die Schule. Der Mann habe eine schwarze Maske getragen. Der Vater des Buben alarmierte die Polizei.

Einen Tag davor soll ein Unbekannter im vierten Bezirk einen Elfjährigen vor einer Schule an der Schulter gepackt haben. Das Au-pair-Mädchen hat den Vorfall von hinten gesehen, es war auf dem Weg, den Buben von der Schule abzuholen. Wie der Mann ausgesehen hat, kann sie nicht sagen. Der Elfjährige beschreibt ihn als 1,80 Meter groß. Braune Hautfarbe, dicke Augenbrauen, weiße Jeans und schwarze Jacke. Da vor der Schule ein Gehweg sei und es dort bei Schulschluss immer sehr eng werde, könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem Mann um einen wütenden Passanten gehandelt habe. Laut Direktor gab es bereits in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit Passanten. „Wir werden den Vorfall nicht abtun“, so eine Polizeisprecherin.

Der dritte Fall ereignete sich bereits am 18. März im neunten Bezirk. Dort hat ein Neunjähriger vor der Schule gewartet. Plötzlich sei ein blonder Mann aufgetaucht und habe ihn einfach an der Hand genommen. Der Bub sei wortlos mit dem Mann mitgegangen, bis er doch weggelaufen sei.

Da die Beschreibungen der Männer so unterschiedlich sind, glaubt die Polizei nicht, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Gleichzeitig sei es überhaupt nicht erwiesen, dass die Fälle zusammenhingen. Man wolle noch mit den betroffenen Buben sprechen, um vielleicht doch noch Gemeinsamkeiten in den Fällen zu finden.

Polizei ersucht um Meldungen

„Fakt ist, dass wir so etwas ernst nehmen“, so die Sprecherin. Man habe Grätzelpolizisten angewiesen, vermehrt vor Schulen zu kontrollieren, außerdem sei es wichtig, dass Eltern ihren Kindern erklären, wie sie sich verhalten sollen, wenn Fremde sie ansprechen. Außerdem sei es immer besser, Kinder in Gruppen zur und von der Schule zu schicken. Weiters solle man solche Vorfälle melden, wenn Kinder davon erzählen. „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.“ (win)

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