Satellitenbilder

Leichen lagen in Butscha schon vor russischem Abzug auf der Straße

Die Satellitenbilder wurden um den 20. März aufgenommen.
Die Satellitenbilder wurden um den 20. März aufgenommen.via REUTERS
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Russland hatte die Bilder vom Massaker in Butscha als "Fälschungen" bezeichnet. Die Leichen seien noch nicht dort gewesen, als die russischen Truppen abgezogen waren. Satellitenbilder legen das Gegenteil nahe.

Am Montag veröffentlichte US-Satellitenbilder bestätigen, dass einige der in dem Kiewer Vorort Butscha gefundenen Leichen bereits vor dem Abzug der russischen Truppen dort gelegen haben. Die "hochauflösenden" Bilder "bestätigen die jüngsten Videos und Fotos in den sozialen Medien, auf denen Leichen zu sehen sind, die seit Wochen auf der Straße liegen", erklärte ein Sprecher der US-Satellitenbildfirma Maxar Technologies.

Auf den Satellitenbildern einer Straße in Butscha von Mitte März sind mehrere Leichen mutmaßlicher Zivilisten zu sehen, die auf oder neben der Fahrbahn liegen. An dieser Stelle hatten ukrainische Beamte nach dem Rückzug der russischen Truppen Anfang April mehrere Leichen gefunden. AFP-Fotografen hatten bei einem Besuch am vergangenen Samstag rund 20 Leichen in Zivilkleidung gesehen - einige davon mit gefesselten Händen.

Russland bezeichnet Bilder als „Fälschungen"

Das russische Verteidigungsministerium hatte die Bilder als "Fälschungen" bezeichnet. Demnach seien die Leichen noch nicht dort gewesen, als die russischen Streitkräfte am 30. März abgezogen waren. Maxar-Satellitenbilder vom 19. und 21. März zeigen jedoch, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt mehrere Leichen auf der Yablonska-Straße in Butscha befanden.

Russland wirft der Ukraine hingegen vor, mit Spezialeinheiten angebliche Tötungen von Zivilisten in ukrainischen Städten inszeniert zu haben, um Propaganda in den westlichen Medien zu verbreiten. "Soldaten des 72. ukrainischen Hauptzentrums für psychologische Einsätze führten am 4. April in einem Dorf 23 Kilometer nordwestlich von Kiew eine weitere Inszenierung von Filmaufnahmen von Zivilisten durch, die angeblich durch das gewaltsame Vorgehen der russischen Streitkräfte getötet wurden", teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Ähnliche Ereignisse seien von ukrainischen Spezialkräften in Sumy, Konotop und anderen Städten organisiert worden.

„Provokation“, um Russland zu „diskreditieren"

Russlands Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin sprach nach den Leichenfunden in Butscha von einer "Provokation", die darauf abziele, Russland zu diskreditieren. "Washington und Brüssel sind die Drehbuchautoren und Regisseure und Kiew die Schauspieler. Es gibt keine Fakten, nur Lügen."

Auch der ehemalige russische Präsident und Putin-Vertraute Dmitri Medwedew bezeichnete die Berichte über Gräueltaten im ukrainischen Butscha als falsche Propaganda der Ukraine und des Westens. Ziel sei es, Russland zu diskreditieren, sagte der Vize-Vorsitzende des nationalen Sicherheitsrats. "Sie wurden für viel Geld fabriziert."

Bilder-Vergleich schafft Belege

Die "New York Times" verglich die Satellitenbilder mit diversen Aufnahmen von ukrainischen Beamten und internationalen Medien und bestätigte, dass einige der Leichen sich bereits Wochen vor dem russischen Abzug in der gezeigten Position befunden hatten.

Die Bilder von den Leichen mutmaßlicher Zivilisten hatten international Bestürzung ausgelöst. Zahlreiche westliche Regierungschefs hatten Moskau Kriegsverbrechen vorgeworfen. Deutschland und Frankreich wiesen am Montag dutzende russische Diplomaten aus.

(APA/AFP)

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