Umfrage

Jugend sieht sich als verlorene Generation

Junge Erwachsene machen sich vor allem wegen Krieg, Klimawandel, sozialer Ungleichheit und Pandemie Sorgen.
Junge Erwachsene machen sich vor allem wegen Krieg, Klimawandel, sozialer Ungleichheit und Pandemie Sorgen.(c) IMAGO/teamwork
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16- bis 25-Jährige wurden in einer Studie befragt, was die letzten Jahre mit ihnen gemacht und welche Sorgen sie dabei haben.

Flüchtlingskrise, Terroranschläge, Regierungskrise, Coronapandemie und jetzt noch der Krieg in der Ukraine. Das war der Ausgangspunkt für die Onlineumfrage „Generation ... Krise!?“ – die dritte große Jugendstudie von Ö3, unterstützt von ORF Public Value und wissenschaftlich begleitet durch das Sozialforschungsinstitut Sora. 44 Fragen quer durch alle Lebensbereiche wurden den rund 24.000 Teilnehmenden dabei gestellt.

Haben die Krisen der vergangenen Jahre die Generation Z tatsächlich zur „Generation Krise“ gemacht? Ergab die Studie im vergangenen Jahr auf diese Frage noch eine eher marginale Zustimmung mit 37 Prozent, so ist dieser Zukunftsoptimismus im heurigen Jahr gekippt. Im Befragungszeitraum vom 10. März bis zum 3. April gab die Mehrheit mit 53 Prozent nun an, sich als verlorene Generation zu sehen.

Die derzeit mit deutlichem Abstand größte Sorge der jungen Menschen ist der Krieg (84 Prozent) – gefolgt von Klimawandel, sozialer Ungleichheit und Pandemie. Der Krieg geht laut Umfrage vor allem den jungen Menschen nahe, weil sie aus einer transnationalen und empathischen Perspektive darauf blicken.

Rund drei Viertel sind davon überzeugt, dass dieser Krieg auch unser Problem ist und wir verpflichtet sind, zu helfen. Für 81 Prozent der jungen Erwachsenen ist außerdem klar, dass derartige Krisen nur gemeinsam – in Europa oder weltweit – gelöst werden können. Österreich sehen sie dabei stärker in einer Vermittlungsrolle und weniger als Teil einer militärischen Organisation.

Politikvertrauen ist erschüttert

Zwei Jahre Pandemie haben das Vertrauen in die Zukunft und Politik erschüttert und bereiten 56 Prozent aller Befragten Sorgen.

Während den jungen Menschen letztes Jahr aber vor allem die fehlenden sozialen Kontakte zu schaffen gemacht haben, stehen inzwischen die mittel- und langfristigen Folgen im Vordergrund. Die überwiegende Mehrzahl mit 69 Prozent geht davon aus, dass die Qualität ihrer Ausbildung während der Pandemie gelitten hat und ihnen dies nachhaltig schaden wird.

Außerdem gehen 71 Prozent davon aus, dass ihre Generation den Corona-Schuldenberg abtragen muss. 80 Prozent der Befragten gaben an, dass die Politik bei der Bekämpfung der Pandemie die Probleme der jungen Generation nicht berücksichtige. Dadurch wird auch klar, weshalb nur sechs Prozent der jungen Menschen angegeben haben, sich von der Politik gut vertreten zu fühlen – also nicht einmal einer von zehn.

Dauerkrise oder Aufbruch?

Die krisenhaften Entwicklungen der letzten Jahre haben bei vielen jungen Erwachsenen Spuren hinterlassen. Auch in der vorliegenden Ö3-Studie berichtet fast die Hälfte, dass es ihr psychisch (eher) schlecht geht. Dementsprechend geteilt ist ihr Blick auf die Zukunft der eigenen Generation. 53 Prozent sehen sich als Generation Dauerkrise – taumelnd von einem Ausnahmezustand zum nächsten.

Wiederum 46 Prozent sehen sich als Generation Aufbruch – eine Generation, die die Welt neu denkt. Diese zweite Perspektive ist eng mit verfügbaren Ressourcen verbunden: Junge Menschen ohne finanzielle Sorgen, mit universitären Ausbildungen, bei guter psychischer Gesundheit und mit für sie wahrnehmbarer gesellschaftlicher Unterstützung vertreten sie besonders häufig.

Finanzielle Sicherheit, gute Ausbildung, psychische Gesundheit, gemeinsames Handeln in Bezug auf die großen Zukunftsthemen und gesellschaftlicher Rückhalt sind einige jener Rahmenbedingungen, die den jungen Menschen eigenständiges Handeln ermöglichen. Diese Rahmenbedingungen zu schaffen, sei aber vor allem Aufgabe von Gesellschaft und Politik. Mehr als die Hälfte sagt, dass Alt und Jung gemeinsam an einer besseren Welt arbeiten muss.

Weg mit Rollenklischees

Ein wichtiger Punkt der Heranwachsenden ist vor allem das Thema der Gleichberechtigung, weshalb auch 92 Prozent der weiblichen und 83 Prozent der männlichen Befragten für eine Abschaffung der Rollenklischees ist. Ganz nach dem Motto: „Alle können alles machen, und wir definieren selbst, was für uns passt.“ Rund zwei Drittel sehen dabei Österreich noch weit entfernt von einer Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau.

Die große Sehnsucht der Generation Z ist daher vor allem: weniger Sorgen und mehr Leben.

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