Morgenglosse

Die vielen Verlierer der Stadtstraße

400 gegen 40: Die Polizei hat das nächste Protestcamp in Wien geräumt. Räumen müssen? Ja, aber.

Politik und Jugend – eine Liebesbeziehung war das wirklich selten. Aber wenn heute nur noch sechs Prozent der 16- bis 25-Jährigen angeben, sich von der Politik gut vertreten zu fühlen, dann . . . ja, was dann?

Dann könnte man an dieser neuen Umfrage von Ö3 und Sora-Institut zweifeln oder an der Zukunftsfähigkeit der Demokratie, genauer der Mechanismen, wie sie derzeit funktioniert. Nach dem Krieg steht der Klimawandel an zweiter Stelle der Sorgen dieser Gruppe. Haben wir erfahren.

Fast zeitgleich haben wir von der Räumung eines weiteren Protestcamps rund um Lobau-Tunnel und Stadtstraße erfahren. Was für ein zufälliges Zusammentreffen zweier Ereignisse!

400 Polizisten waren gegen ungefähr 40 vorwiegend jugendliche Aktivisten im Einsatz. Die Asfinag will und muss das im Bundesstraßengesetz seit fast 30 Jahren definierte Projekt umsetzen. Immerhin werden künftig Zigtausende ihre Wohnungen nicht auf Trampelpfaden erreichen wollen.

Verlierer gibt es viele. Kämpfer für eine Wende in der Verkehrspolitik, Politiker, die unterschiedliche Interessen vereinen müssen, Stadtplaner, Experten, Jugendliche, die sich ohnedies als Teil einer verlorenen Generation sehen. Trotzdem: Jugendliche haben kein Recht, (demokratisch auf Umwegen legitimierte, rechtlich wasserdichte) Vorhaben zu verhindern. Sie haben aber alle Rechte, gehört zu werden, sich vertreten zu fühlen. Wie das ja anderen, mächtiger organisierten (Berufs-)Gruppen gelingt. Da gibt es sehr viel Luft nach oben. Vielleicht könnten ja die Funktionäre der Pensionistenverbände mit Know-how nachhelfen.

Nur: Zu gern öffentlich geübte Häme über die viel zu wenigen jungen, angeblich zu jungen Politikerinnen und Politiker ist jedenfalls unangebracht.

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