Ukraine-Krieg

Russische Kohle hat geringen Anteil am Kohlebedarf der EU

Kohle aus Sibirien.
Kohle aus Sibirien.(c) Reuters
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Das von der EU geplante Kohle-Embargo ist für Europa noch am leichtesten verkraftbar. Ein Fünftel der benötigten Kohle kommt aus Russland.

Das von der EU geplante Kohle-Embargo gegen Russland kommt nicht von ungefähr. Denn Kohle ist der für Europa noch am leichtesten verzichtbare Energie-Import aus Russland. Während mehr als ein Drittel des in der EU verbrauchten Erdöls und 41 Prozent des Erdgases aus Russland stammen, ist es bei Kohle nur ein Fünftel. Allerdings muss zwischen Kohle für Stromgewinnung und Kohle für Metallurgie, etwa Stahlwerke, unterschieden werden. Bei letzterer ist die Abhängigkeit höher.

Österreich hat voriges Jahr mengenmäßig 28 Prozent seiner Steinkohleimporte aus Russland bezogen, gemessen am Einfuhrwert war es ein Fünftel. Dabei handelte es sich um "schwarzes Gold" für 103,6 Mio. Euro bzw. um 942.000 Tonnen der gesamten Kohleeinfuhrmenge von 3,34 Mio. Tonnen, geht aus vorläufigen Daten der Statistik Austria hervor. Insgesamt führte Österreich 2021 Kohle im Importwert von 519,2 Mio. Euro ein, fast die Hälfte davon (43 Prozent) stammten aus Polen (225,3 Mio. Euro), bei Russland waren es wertmäßig 20 Prozent.

In Österreich wird aus Kohle kein Strom mehr erzeugt. Das letzte Kohlekraftwerk in Mellach in Graz-Umgebung hat vor rund zwei Jahren Mitte April 2020 den Betrieb eingestellt. Damit endete laut dem Eigentümer Verbund die "Ära der Kohlestromversorgung in Österreich". Bereits vorher waren alle anderen Kohlekraftwerksblöcke wie etwa in Dürnrohr, Voitsberg, Zeltweg oder St. Andrä stillgelegt worden. Die EVN hat im August 2019 in Dürnrohr in der Gemeinde Zwentendorf die Stromproduktion aus Kohle beendet, der Verbund hatte seinen Teil des dortigen Kohlekraftwerks Ende April 2015 stillgelegt.

Abhängigkeit von Öl und Gas ist höher

Deutlich größer ist die Bedeutung von russischem Öl und vor allem Erdgas in Österreich. Laut Schätzungen von Eurostat kommen 59 Prozent des Gases aus Russland - aktuell sprechen heimische Fachleute immer von rund 80 Prozent. Bei seiner etwas niedrigeren Angabe ist Eurostat auf Schätzungen angewiesen, weil Österreich genaue Daten zum Gasimport aus Russland unter Verschluss hält, wie es im Bericht heißt. Der Anteil Russlands am österreichischen Ölbedarf liegt bei 16,5 Prozent.

Insgesamt bestreitet die EU den Zahlen zufolge 58 Prozent ihres Energiebedarfs von 57.742 Petajoule durch Importe, ein knappes Viertel des Energiebedarfs decken die Importe aus Russland. Damit läuft Jahr für Jahr ein massives Handelsbilanzdefizit der EU gegenüber Russland auf. Allein für Energieimporte haben die EU-Länder im Vorjahr 99 Milliarden Euro nach Russland überwiesen. Zum Vergleich: Die gesamten Exporte aller EU-Länder nach Russland waren laut Eurostat nur 89,3 Mrd. Euro wert.

Die deutschen Kohlenimporteure halten bis zum Jahresende einen vollständigen Verzicht auf russische Kohle für möglich. "Die russische Steinkohle kann durch Kohle aus anderen Ländern wie USA, Südafrika, Australien, Kolumbien, Mosambik und Indonesien ersetzt werden", sagte Alexander Bethe, Vorstandsvorsitzender des Vereins der Kohlenimporteure, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwoch). Allerdings drohten höhere Preise.

Russland will Kohleproduktion um 50 Prozent steigern

Indes hat Russland große Pläne für die Förderung und den Export von Kohle. Bis 2035 sollen die Kohleproduktion um 50 Prozent, die Ausfuhren sogar um 75 Prozent, von etwa 217 Mio. Tonnen 2019 auf 380 Mio. Tonnen, steigen. Das zeigt eine Analyse der Internationalen Energieagentur IEA aus dem Jahr 2021. Hauptfokus liegt dabei auf Kokskohle für die Metallurgische Industrie mit Blick auf Exporte nach Asien.

Um die Kohleexporte nach China und in andere Regionen Asiens zu steigern, baut Russland seine Exportkapazitäten in der Region Fernost aus. Für den Hafen von Vanino, Russlands zweitgrößten Kohlehafen am Pazifik, wurden mehrere Erweiterungsprojekte angekündigt. Kolmar verdoppelt die Kapazität auf 24 Mio. Jahrestonnen, A-Property plant den Bau eines neuen Terminals mit einer Kapazität von 30 Mio. Jahrestonnen bis 2024, und SUEK will die Kapazität seines Massengutterminals im gleichen Zeitraum um 16 auf 40 Mio. Jahrestonnen erweitern.

Russland investiert auch in neue Eisenbahnlinien in Richtung Osten. Insbesondere soll die Kapazität der wichtigsten Eisenbahnverbindungen, der Baikal-Amur-Magistrale (BAM) und des transsibirischen Eisenbahnnetzes, um 55 auf 180 Mio. Jahrestonnen steigen. Die Kosten dafür werden von der IEA mit etwa 9,8 Milliarden Dollar angegeben. Eine zweite Eisenbahnlinie auf einem 340 km langen Abschnitt der BAM ist bereits im Bau. Darüber hinaus genehmigte Russland im März 2021 eine Investition in Höhe von 9,6 Mrd. Dollar in eine neue 1000 km lange Eisenbahnstrecke von der Republik Sacha nach China, wobei ein Zeitplan noch nicht bekannt gegeben wurde.

(APA)

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