Pizzicato

Good Old Days

Welch Zeiten, als sich Heinz Fischer 1980 mit Fidel Castro in Havanna mit Weltpolitik die Nacht um die Ohren schlug, der Comandante en jefe die spätere First Lady charmierte und kurzerhand Geschenke für deren Kinder organisierte.

Nicht so gern erinnerte sich der Ex-Präsident bei Stermann und Grissemann in „Willkommen Österreich“ indessen an Wladimir Putins Scherz über Christoph Leitl und „gute Diktatoren“ in Wien. Damals prustete er lauthals los, heute würde ihm das Lachen im Hals stecken bleiben.

Auch Angela Merkel ist heilfroh, dass sich nun andere mit dem „Bad Boy“ im Kreml herumschlagen müssen. In Florenz flanierte der Italien-Fan bei einem vorösterlichen Trip durch die Gassen. Ihr Credo: Hochkultur statt der Tiefen der Politik.

Barack Obama wiederum kehrte erstmals seit seinem Auszug im Jänner 2017 ins Weiße Haus zurück, als wäre nichts gewesen – und als hätte sein Nachmieter nicht das Porzellan zerschlagen. Scherzhalber begrüßte er Joe Biden als „Vizepräsident“ und erinnerte an dessen Lob zur Gesundheitsreform vor zwölf Jahren: „Big fucking deal.“ Im US-Fernsehen immer noch ein No-Go: Gewalt ja, Fluch nein. Im Weißen Haus spürten alle die „Vibes“. Es fühle sich an wie die „good old days“, sagte Joe Biden. Und es wirkte so, als würde er selbst gern die Zeit zurückdrehen. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2022)

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