Ukraine-Krieg

"Im Moment sind alle Russen Feinde": Debatte um Diplomaten-Aussagen

Andrij Melnyk als Gast im Berliner Abgeordnetenhaus Andrij Melnyk (Ukrainischer Botschafter in Deutschland) ist zu Gast
Andrij Melnyk als Gast im Berliner Abgeordnetenhaus Andrij Melnyk (Ukrainischer Botschafter in Deutschland) ist zu GastIMAGO/Christian Spicker
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Äußerungen des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, sorgen vorerst in sozialen Medien für Diskussionen. So wird etwa vor Verallgemeinerungen gewarnt.

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, sorgt mit einer Interview-Äußerung und einer Mitteilung auf Twitter über Feindschaft zu allen Russen für Diskussionen - vorerst jedenfalls in sogenannten sozialen Medien. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Melnyk: „Ich sage es ganz klar: Russland ist ein Feindstaat für uns. Und alle Russen sind Feinde für die Ukraine im Moment." Das könne sich aber ändern.

Auf Twitter schrieb Melnyk dann am Mittwochvormittag: „All Russians are now our enemies" und verwies auf sein Interview. Twitter-Nutzer warnten daraufhin vor Zuspitzungen und „rigidem Freund-Feind-Denken". Zwar seien die Taten russischer Soldaten, etwa in Butscha, zu verachten, und eine „erschreckende Mehrheit" der Russen unterstütze den Krieg. Es dürfe aber dennoch „nicht verallgemeinert werden".

„Konkrete Menschen haben gemordet, nicht Putin"

Teils gab es aber auch Unterstützung für den 46-jährigen Diplomaten mit Hinweis auf weitere Äußerungen in dem Interview. So sagt er etwa weiter: „Uns kann es jetzt nicht darum gehen, zwischen bösen Russen und guten Russen zu unterscheiden." Man habe im Moment auch keine Zeit, zu fragen: „Bist du gegen Putin oder für ihn - oder hast du vielleicht nur teilweise Verständnis?"

Außerdem sei es nicht Putin gewesen, „der Menschen in Butscha ermordet hat. Das waren konkrete Menschen aus verschiedenen Regionen Russlands. Sie haben ihre Verwandten, sie telefonieren nach Hause, sie plündern Häuser. Wir haben Tausende Telefonate, die wir aufgezeichnet haben als Beweisstücke für das Kriegstribunal."

„Russland bleibt Feindstaat auch nach dem Krieg"

Dieser Krieg werde also getragen „von Menschen, von Russen". Manche würden in den Krieg geschickt, manche entschieden sich aus freien Stücken dafür: „Aus der Überzeugung, dass sie die Ukraine vernichten wollen. Und deswegen ist für mich klar, wahrscheinlich auch nach dem Krieg, dass Russland ein Feindstaat bleiben wird", so Melnyk. Die Ukraine werde wahrscheinlich für lange Zeit ein Feind der russischen Gesellschaft bleiben: „Das liegt daran, dass die russische Propaganda seit der Krim-Annexion auf Hochtouren gelaufen ist."

(APA/DPA)

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