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Russische Märchen (II)

König Wolodymyr hatte eine erstaunliche Verwandlung hinter sich. Er war zuerst Hofnarr gewesen. Und hatte es dann zum König gebracht.

Zar Gasputin im benachbarten Riesenreich hingegen verfolgte das mit Argwohn. Und ersann eine List: Er bereitete heimlich einen Überfall auf Wolodymyrs Königreich vor. Doch jenseits des Großen Teichs sah das jener Mann, den sie den „Schläfrigen Josef“ nannten, in seinem Spiegel – und warnte Wolodymyr. Davon aufgescheucht redete Gasputin seinen Untertanen ein, dass Wolodymyr sein Riesenreich bedrohe – und marschierte nun seinerseits in Wolodymyrs Königreich ein.

Doch Wolodymyr gab nicht klein bei. Andere Könige eilten ihm zu Hilfe. Wie Karl von Österreich. Ein furchtloser Mann, von dessen Leibwächtern man sich erzählte, dass sie sich nächtens sturzbetrunken auf anderer Leute Karossen stürzten. Vor allem aber schaffte es Wolodymyr der Welt unermüdlich vor Augen zu führen, dass hier ein Kampf Gut gegen Böse tobte.

Gasputin wurde darob immer böser, grimmiger und zorniger, zuerst froren seine Gesichtszüge ein, dann erstarrte er selbst, die Welt, von seinen Fischaugen aus gesehen, stürzte ein. Und wenn er nicht gestorben ist, so ist er heute ein trauriger Hofnarr in Nowosibirsk. (oli)

Reaktionen an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2022)

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