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Russische Influencerinnen zerschneiden Chanel-Handtaschen

Künftig ohne: Der Kauf einer Chanel-Handtasche ist russischen Influencerinnen künftig nicht so einfach möglich.
Künftig ohne: Der Kauf einer Chanel-Handtasche ist russischen Influencerinnen künftig nicht so einfach möglich. (c) 2007 Getty Images
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Chanel möchte verhindern, dass im Ausland erstandene Produkte nach Russland gebracht werden. Die russische Kundschaft reagiert wenig erfreut.

Seit etliche Luxusmarken ihren Verkauf in Russland eingestellt haben, kriselt es zwischen ihnen und den dort lebenden Influencerinnen. Das Luxusmaison Chanel hat zuletzt bekannt gegeben, dass es zusätzlich keine Produkte mehr an russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger verkaufen werde, sofern diese planen würden, die Taschen, Parfüms oder Kleidungsstücke nach Russland zu bringen. Reagiert wird mit einem Trend auf Social Media - Influencerinnen posten Videos, in denen sie Taschen des französischen Maisons zerschneiden.

„Wenn das Haus Chanel seine Kunden nicht respektiert, warum müssen wir dann das Haus Chanel respektieren?“, fragt etwa das russische Model Victoria Bonya in einem Video ihre 9,3 Millionen Follower. Daraufhin teilt sie das Täschchen entzwei. „Bye bye“, sagt sie und wirft das Luxusgut aus dem Sichtfeld.

Und sie ist nicht die einzige: Marina Ermoshkina, TV-Moderatorin und Schauspielerin, nahm sich dafür eine Gartenschere zur Hand. „Keine einzige Tasche, kein einziges Ding ist meine Liebe für mein Mutterland wert“, heißt es in ihrer Bildunterschrift, „Ich bin gegen Russophobie, ich bin gegen eine Marke, die Russophobie unterstützt.“ Chanel sei eben auch nur ein Accessoire, eines, das beschlossen hätte, ihre Landsleute zu demütigen, Menschen aufgrund ihrer Nationalität zu diskriminieren, liest es sich weiter. „Das werde ich nicht dulden.“ Wichtig sei sowieso, was man in sich trägt - nicht, was man in den Händen hält.

Auch DJ Katya Guseva zerschnitt - nach dem Vorbild von Ermoshkina, wie sie selbst sagt - ihre Chanel-Tasche vor den Augen ihrer halben Million Follower. Sie habe immer von einer solchen Tasche geträumt, meint sie, aber nachdem sie von der Politik der Marke gegenüber Russinnen und Russen erfahren habe, habe sie beschlossen „sie aus meinem Leben zu entfernen“. 

Bunt gemischt waren die Reaktionen auf den sozialen Netzwerken. Während sie von vielen Fans für die Protest-Aktion gefeiert werden, hagelt es auch Kritik daran, in Zeiten des Krieges Aufsehen rund um ein Modeaccessoire zu machen. Außerdem seien an anderer Stelle der besagten Kanäle keine konsumkritischen Inhalte zu finden, das stelle die Authentizität der Aussagen - etwa von Ermoshkina - infrage.

Chanel hat reagiert

Chanel verteidigte die Entscheidung des Unternehmens, sie sei die direkte Fortsetzung der von der EU getätigten Handelssanktionen. „Wir haben begonnen, Kundinnen und Kunden um ihren Hauptwohnsitz zu fragen, um zu bestätigen, dass gekaufte Produkte nicht nach Russland transportiert werden“, hieß es in einem Statement von Chanel dazu am Mittwoch.

Laut dem US-Nachrichtensender ABC hätten russische Influencerinnen in Chanel-Geschäften bereits ihre Identität nachweisen müssen. Anna Kalaschnikowa, ein russisches Model und TV-Star, sprach von Russophobie, nachdem sie in einem Outlet-Store in Dubai daran gehindert wurde, ein Paar Ohrringe und eine Handtasche zu kaufen. Auch die Innenarchitektin und Influencerin Lisa Litvin beschreibt auf Instagram ein ähnliches Erlebnis.

Politische Entscheidung

Szeneinsider ordnen die Maßnahme von Chanel als aussagestark ein. So erklärt etwa Modekritiker Long Nguyen gegenüber ABC: „Chanel stellt seine Werte über das Geschäftliche. Unter dieser Entscheidung wird das Haus bestimmt finanziell leiden, aber es ist eine politische Entscheidung, mit der man die Generation Z ansprechen möchte.“ Diese sei zum größten Teil gegen den Krieg.

Über die Zwischenfälle und Beschwerden von russischen Kundinnen heißt es von Chanel gegenüber dem Magazin „Insider“: „Wir verstehen, dass ein Teil unserer Kundschaft enttäuscht ist und arbeiten daran, das Verfahren besser zu gestalten.“ Alle Kundinnen und Kunden willkommen zu heißen, unabhängig von ihrer Herkunft, habe bei Chanel Priorität.

(evdin/chrima)

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