Birken in der Ferne und der grüne Klee am Eck

dpa
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Im Verkehrsbegleitgrün wächst das Glück, wenn man es denn findet.

„Hundswürschtl sind mir lieber“, flucht die Freundin und steigt über die Birkenwürschtl, die eigentlich Kätzchen heißen und massenhaft am Boden liegen. Sie machen die Gehsteige rutschig, aber sonst ist nichts an ihnen, was den harten Vergleich rechtfertigt. Wäre sie nicht so allergisch. Wenn die Birken blühen, weint sie. In der Früh schaut sie auf die Pollenwarnstufe und fantasiert vom Bäumefällen.

Dabei sind sie so hübsch, die Birken, und auch aus der Kunst nicht wegzudenken. Schnell wachsende Bäume, mit auffälligen Borken, ein wenig melancholisch vielleicht, weil man sie mit Friedhöfen verbindet und mit schwarz-weißen Fotos, aber zuallererst denkt man an Gustav Klimt, auch wenn die Birken an der Brünner Straße stehen. Sie sind immer unbeugsam.

Die Grünflächen bei Straßen heißen übrigens Verkehrsbegleitgrün (sie gehören zum Verkehrsweg dazu), und was auf ihnen wächst, ist ebenso hart im Nehmen. Unlängst, in einer stark befahrenen Straße, stand da eine ältere Dame und blickte konzentriert auf das bisschen Grün am Straßenrand. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte. Was sie sagte, war unverständlich. Sie tat sich schwer beim Sprechen. „Wie bitte?“, fragte ich und war mir sicher, etwas über Abfall zu hören oder Hunde oder einen verlorenen Gegenstand. „Manchmal findet man Vierblättrige“, wiederholte sie, und da sah ich erst den Klee.

Das Glück in einer vergessenen Ecke zu suchen, zwischen verrotteten Kastanien (und Birkenwürschtl), das hat auch etwas Unbeugsames. Alles Gute wünschten wir einander dann, und als ich mich später umdrehte, stand sie immer noch da.

„Keiner wird mein Wegrand sein“, fällt mir ein, von Gottfried Benn, aber wenn es vierblättriger Klee ist, dann kann der Weg doch gern begrenzt werden.

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