Wohnen

Ökologische Must-haves im Dachgeschoß

Das Artmann in der Oberen Donaustraße.
Das Artmann in der Oberen Donaustraße.Cuubuus
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Neben Ausblick und Terrasse ist Öko-Kühlung angesagt.

„Mir hat vor vielen Jahren einmal ein adeliger Herr gesagt: ,Auf dem Dachboden, da hängt man doch die Wäsche auf‘'“, erinnert sich Cuubuus-Gründer und CEO Eduard Mair an die Zeit, bevor die Dachausbauten ihren Siegeszug durch die Wiener Luxusimmobilien antraten. In den vergangenen 20 Jahren eroberten sie als teuerste Einheiten den Markt. Bei einem Käufermarkt wie dem derzeitigen liegt der Verdacht nahe, sie könnten „un'gschaut“ verkauft werden – wo doch alles, was gut und teuer ist, so rasend nachgefragt wird.

Ausblick im Staffelgeschoß

Allerdings ist trotz aller Begehrlichkeiten Dachgeschoß nicht gleich Dachgeschoß, denn nur ganz oben zu sein reicht nicht aus. „Natürlich sind Dachgeschoße sehr gefragt“, weiß Kristina Giacomelli, Geschäftsführerin von Sangreal, „aber es kommt ganz besonders auf den Blick an.“ Denn wenn sich bei Besichtigungen herausstellt, dass man nicht über die Dächer, sondern nur in den Innenhof schaut, dafür aber die Bewohner der umliegenden höheren Häuser freien Blick auf die eigene Terrasse haben, hält sich die Begeisterung in sehr überschaubaren Grenzen. Das bestätigt Irene Rief-Hauser, Geschäftsführerin von Feine Immobilien. „Es geht derzeit nicht jedes Dachgeschoß weg, dafür gibt es immer noch genug Auswahl“, sagt die Maklerin. Neben dem Blick, der auch nach ihrer Einschätzung zu den wichtigsten Kriterien gehört, spielen andere Faktoren eine ebenso wichtige Rolle. „Natürlich möchte jeder gern ein Staffelgeschoß“, kennt sie die Abneigung, die viele Käufer im Premium-Segment gegen Schrägen haben.

Allerdings gehe es bei diesen ganz besonders darum, wie gut sie in die Grundrissplanung integriert sind. „Schrägen müssen sinnvoll genutzt werden und zu einem guten Ambiente beitragen“, weiß Rief-Hauser. Auch nach Abzug der Flächen unterhalb der Schrägen müsse genug Platz für die geplante Anzahl der Bewohner vorhanden sein, dürfe eine Küche nicht unter einem schrägen Schlauch verschwinden, „und es kann natürlich nicht sein, dass die Gäste auf der einen Seite meines Achter-Esstisches nur mit gesenktem Kopf sitzen können“, fügt sie hinzu.

Ein weiteres großes Thema sind die Terrassen, denn auch dabei trennt sich die Spreu vom Weizen. „Mindestens eine Terrasse, die groß genug für einen Esstisch und vielleicht noch zwei Liegen ist, muss direkt auf der Wohnebene sein“, betont die Maklerin. Die Zeiten, in denen eine per Wendeltreppe erreichbare Dachterrasse begeisterte, sind lang vorbei; vielmehr sei heute auch eine privat nutzbare Liftverbindung zwischen den Wohnebenen und der Dachterrasse gefragt.

Ökologische Must-haves

Wobei nicht nur den Annehmlichkeiten, sondern auch dem Thema Nachhaltigkeit vor allem im Dachgeschoß eine besondere Rolle zukommt – die zumindest von einigen Kunden auch zunehmend ernster genommen wird. Denn das Konzept, erst alles großflächig zu verglasen und dann um jeden Preis herunterzukühlen, wirkt immer mehr aus der Zeit gefallen. „Die Frage, was einem eine ökologische Alternative wert ist, stellen sich die Kunden durchaus“, so Rief-Hauser. Denn mit guten Beschattungen und Booster-Betonkernaktivierungen lasse sich eine Menge tun, allerdings nicht eine ganze Wohnung im Hochsommer von 38 auf 19 Grad bringen.

Für Mair liegt das Geheimnis in einem Potpourri verschiedener Maßnahmen. „Da braucht es wirklich Erfahrung“, meint der Projektentwickler. „Ich habe schon viele Dachgeschoße ausgebaut, und natürlich wollen alle große Glasflächen, aber keine Hitze.“ Weshalb der Einsatz selektiven Glases, das zwar Licht, aber wenig Wärme hinein- oder im Winter hinauslässt, ein wichtiger Schritt ist. „Außerdem muss ich genau schauen, wie ich verschatte, und im richtigen Ausmaß mit Vordächern arbeiten“, nennt er weitere Beispiele. Darüber hinaus sei eine Baukernaktivierung bei Penthouses, die ohnehin neu und mit Stahlbeton gebaut werden, sinnvoll. Bei seinem neuesten Projekt, dem Artmann an der Oberen Donaustraße, auf dem vier echte Penthouses entstehen werden, geht Mair sogar noch einen Schritt weiter: „Dort bohren wir unter der Erde bis vor zum Donaukanal und sorgen mit einer Wasser-Luft-Wärme-Pumpe für die Kühlung beziehungsweise Beheizung der Penthouses und der restlichen 10.000 Quadratmeter. Und haben dadurch fantastische CO2-Einsparungen.“ (sma)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.04.2022)

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