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Frankreich zwischen Monarch, Staatsadel und Bürger

Alle fünf Jahre wählt Frankreich seinen „republikanischen Monarchen“. Jacques Chirac bei seinem Wahlsieg 1995.
Alle fünf Jahre wählt Frankreich seinen „republikanischen Monarchen“. Jacques Chirac bei seinem Wahlsieg 1995.Getty Images
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Die politische Elite mit einem übermächtigen Präsidenten an der Spitze stößt bei den Bürgern des Landes traditionell auf Misstrauen. Wahlvolk und Staat sind auf Distanz.

Der Dialog zwischen Bürger und Staat funktioniert nicht gut in Frankreich, das Verhältnis ist geprägt von Distanz und Misstrauen. Nach den Regionalwahlen vom Juni 2021 war von einem „staatsbürgerlichen Desaster“ und einer „demokratischen Ohrfeige“ die Rede. Rund zwei Drittel der Wähler hatten weder im ersten noch im zweiten Durchgang daran teilgenommen. Erneut hat diese Wahlenthaltung ein Schlaglicht auf ein Problem der französischen Gesellschaft geworfen. 65 Prozent der Franzosen halten Politiker für korrupt, 80 Prozent sind der Ansicht, diese würden sich nicht um die Bevölkerung kümmern. Und das hat nicht allein zu tun mit den derzeit allgegenwärtigen Krisen oder aktuellen politischen Skandalen.

Einerseits Verdrossenheit und Ignoranz also. Andererseits werden politische Auseinandersetzungen in Frankreich traditionell mit besonderer Härte ausgefochten, die kompromisslosen klassenkämpferischen Konfrontationen und spontanen Arbeitskämpfe sind legendär. Gesellschaftliche Interessenkonflikte gibt es auch in anderen Staaten mehr als genug, doch sie werden anders ausgetragen, in institutionalisierter und verrechtlichter Form, etwa in der Sozialpartnerschaft in Österreich.

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