Glaubensfrage

Ostern? Und? Was war da noch einmal?

Ostern – verlängertes Wochenende für die einen, garniert mit netten Bräuchen. Ostern, zentrales Fest für die anderen. Die Kirchen mühen sich, das besser „rüberzubringen“.

Um den christlichen Glaube kennenzulernen oder gar zu verstehen, muss man sich nicht unbedingt Joseph Ratzingers alten Bestseller Einführung in das Christentum antun. Da genügt ein Blick in die Bibel. Wer Glück hat, für den reicht manchmal eine Begegnung mit einem vom Glauben Beseelten, ob geweiht, ob ungeweiht tut da nichts zur Sache.

Oder aber man beobachtet, wie die Kirchen ihr höchstes Fest feiern, Ostern. Dafür gibt es dieser Tage ja reichlich Gelegenheit. Das Zuhause muss dafür nicht einmal verlassen werden. Übertragungen von Gottesdiensten haben seit Corona an Bedeutung und Attraktivität gewonnen, ob im Fernsehen über Satellit/Kabel oder per Smart-TV/Laptop/Tablet im Livestream.

Da haben sich die Kirchen zuletzt zu einem Innovationsschub aufgerafft, der ihnen auch nicht so ohne Weiteres zuzutrauen war. Dass die gesammelten Angebote – und auch ganz old fashioned die zum persönlichen Hingehen in die Kirche – übersichtlich nach Datum und Uhrzeit geordnet kommod online abrufbar sind (www.gottesdienst.at) heißt: Diese alte, als antiquiert und veränderungs-resistent empfundene Institution ist lernfähig geblieben. Veränderungswillig ist sie geblieben, weil sie überlebensfähig bleiben will.

Einer Annäherung an Ostern dient auch ein neuer Dienst von Palmsonntag bis Ostermontag. Da versucht die Erzdiözese Wien, die „Ostergeschichte“ mit „knackigen“ Impulsen von Kardinal Christoph Schönborn in Nachrichten mit Bildern und Videos über WhatsApp, Telegram und Facebook Messenger zu verbreiten (Anmeldung www.ostergeschichte.at). Und auf YouTube sind unter dem Titel „Leiden, Sterben, Auferstehen – Was Ostern wirklich bedeutet“ Benediktiner des Wiener Schottenstifts zu sehen. Interessante Neuerungen hier wie dort also. Interessante Versuche, die eigene Botschaft „rüberzubringen“, auch bisher dafür unbekannte Wege, bisher unbekannte Kanäle zu nützen.

Die Karwoche, die mit dem Palmsonntag laut katholischer Liturgie beginnende Heilige Woche bietet sehr vieles von dem, was Christ sein ausmacht. Starke Symbole, aussagekräftige Riten bestimmen speziell die Zeit zwischen Gründonnerstag und Osternacht: der Akt, wenn sich der Priester hinkniet und Ausgesuchten am Gründonnerstag die Füße wäscht; das demonstrative Enthüllen am Karfreitag und Zeigen des Kreuzes, an dem die Gemeinde vorbei pilgert; und am Karsamstag, in der Osternacht dann das Entzünden des Feuers draußen und das Tragen der daran entflammten Osterkerze in die dunkle Kirche. Es sind Zeichen, die man lang aus Theologie und Tradition heraus erklären kann. Die aber unmittelbar für sich wirken – vorausgesetzt, der Wille dafür fehlt nicht.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2022)

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