Lokalkritik

Unter 20 Euro im Il Pennello

(c) Mirjam Reither
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Das Il Pennello im 14. Bezirk hat nun am Börseplatz ein Schwesternlokal bekommen, in dem gute Pinse in schummriger Atmosphäre serviert werden.

Es gibt Lokale, die wirken so, als wären sie schon immer da. Manchmal stimmt das – manchmal nicht, doch sie passen einfach so gut an den Standort, dass man sich nichts anderes vorstellen kann. Manchmal aber wirken sie schlicht so, weil sie ein bisschen aus der Zeit gefallen sind. So verhält es sich beim neuen Il Pennelo am Börseplatz in der Wiener Innenstadt.

Nach dem Standort im 14. Bezirk, in dem man sich als Ristorante und Pizzeria Napoletana versteht, gibt es nun im ersten Bezirk ein Il Pennello – Ristorante und Pinseria Romana. Das kulinarische Konzept wirkt also nicht aus der Zeit gefallen, ist doch die Pinsa hierzulande gerade erst im Kommen. Was die Gestaltung betrifft, wäre vielleicht ein bisschen mehr gegangen. Plastikdekorationen und -pflanzen neben Strohhüten an den Wänden, dazwischen Bilder, die das Italo-Klischee aufleben lassen, an der Decke ein leuchtender Sternenhimmel. Immerhin: Es wirkt gemütlich und ein bisschen schummrig.

Aber nun zum Wesentlichen, der Küche. (Das Service hätte nämlich auch noch Potenzial, vor allem was die Reaktion auf leere Gläser betrifft). Auf der Karte stehen neben Pasta, Risotto, Fisch und Fleisch eben Pinse. Die rechteckige Pinsa unterschiedet sich von der Pizza durch den Teig, der eher an eine Focaccia erinnert und aus mehreren Mehlsorten besteht (etwa Weizen-, Soja- und Reismehl). Beim Belag orientiert man sich an der Pizza. Pinse gibt es hier in den Varianten rosse (mit Tomatensauce) oder bianche (ohne). Letztere haben es meist eher schwer, zu schnell wirken sie trocken. Nicht so an dieser Adresse. Die Pinsa Pistacchio wird mit Pistazienpesto und Pistazien aus dem sizilianischen Bronte, Mortadella di Bologna und Stracciatella garniert (16,60 Euro). Üppig, aber geschmacklich nicht schlecht. Nie verkehrt sind auch Klassiker wie die Capricciosa mit Cotto di Parma, Steinpilzen, gegrillten Artischocken, Salami und Oliven aus Apulien (15,70 Euro). Dafür, dass sie klein wirken, geben die Pinse ganz schön aus. Man ist dann nur ein bisschen durstig. Hat man einen Kellner erwischt, ist aber auch das Problem gelöst.

Il Pennello: 1., Börseplatz 3, Mo bis So 10.30-22.30 Uhr, ✆ 01/532 40 12, www.ilpennello.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.04.2022)

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