Analyse

Was hinter dem Angriff auf Wahlärzte steckt

Stanislav Kogiku
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Die Behauptung, sie seien nicht relevant für die Versorgung der Bevölkerung, ist lachhaft. Das Problem liegt woanders, ist aber nicht so einfach zu kommunizieren – jedenfalls nicht in einem Posting auf Facebook.

Man muss sie sich auf der Zunge zergehen lassen, die Aussage von Andreas Huss. „Wer“, schreibt der Arbeitnehmervertreter und Vizeobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) auf Facebook, „vom Steuerzahler eine Ausbildung um bis zu 600.000 Euro bezahlt bekommt, muss sich auch um alle SteuerzahlerInnen kümmern und nicht nur um wohlhabende PrivatpatientInnen. 50 Prozent aller Wahlärzte sind eigentlich meist in Spitälern angestellt und betreiben Hobbypraxen ohne Versorgungsrelevanz.“ Denn sie ist nicht nur unpräzise und polemisch, sondern widerspricht auch seiner eigenen Argumentation, wonach das Abschaffen von Wahlärzten mehr Kassenärzte generieren würde – genau diese Forderung stellte Huss vergangene Woche in den „Oberösterreichischen Nachrichten“.

Unpräzise, weil ein Medizinstudium keine 600.000 Euro kostet; polemisch, weil fälschlicherweise suggeriert wird, dass nur wohlhabende Personen Wahlärzte aufsuchen, nicht die Mittelschicht; und widersprüchlich, weil Betreiber von „Hobbypraxen ohne Versorgungsrelevanz“ wohl kaum die seit Jahren anhaltenden Probleme im niedergelassenen Bereich verursacht haben können. Wären sie nicht wichtig für die Versorgung, brauchte es die Diskussion um ihre Abschaffung nicht. Tatsächlich würde das Gesundheitssystem ohne Wahlärzte, von denen es beispielsweise in Wien mehr als doppelt so viele gibt wie Kassenärzte, glatt zusammenbrechen.

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