Owsjannikowa wird Korrespondentin für die "Welt"

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Die prominente TV-Journalistin wurde im Westen für ihr „Stoppt den Krieg“-Plakat berühmt. Künftig soll sie für die "Welt“ aus Russland und der Ukraine berichten.

Zwei Verfahren waren gegen sie eröffnet worden, nachdem Marina Owsjannikowa live im russischen Fernsehen gegen den Ukraine-Krieg protestiert hatte. Es könnten bald noch mehr werden, denn die Journalistin will sich nicht mundtot machen lassen und wird weiterhin aus und über Russland berichten. Ab sofort aber als freie Korrespondentin für die "Welt". Zuvor hatte sie 19 Jahre bei Kanal Eins als Auslandsredakteurin gearbeitet. Am 14. März war die 43-jährige dann während der Nachrichtensendung "Wremja" auf eben jenem Sender (dem populärsten des Landes) hinter der Nachrichtensprecherin aufgetaucht. Mit einem Schild, auf dem zu lesen war: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" in die Kamera.

Am heutigen Montag schreibt sie in der "Welt", darüber, wie ihr Leben aktuell aussieht: Ihre Reifen wurden nach dem Protest aufgeschlitzt, Mitgliedskarten gesperrt, sogar der Hundefutter-Lieferant will sie nicht mehr. "In den sozialen Netzwerken bin ich jetzt unglaublichen Belästigungen ausgesetzt. Die Ukrainer nennen mich eine FSB-Agentin, die Russen schreiben, ich sei eine Verräterin, die für den britischen Geheimdienst arbeitet. Niemand will glauben, dass es sich um den emotionalen Protest einer Bürgerin handelte.“ Dafür seien in ihrem Umfeld aber auch viele kluge Menschen aufgetaucht, die sich nicht scheuen würden, ihren Standpunkt zu vertreten. Ihren Optimismus hätte sie nicht verloren, sagt die Journalistin. Und erzählt von vielen anderen Russen, die sich wehren.

Aus der Ukraine und Russland berichten

Künftig wird man von Owsjannikowa noch mehr lesen und sehen: Sie werde sowohl für die Zeitung schreiben als auch regelmäßig beim Nachrichtensender Welt zugeschaltet sein, teilte der Axel-Springer-Verlag am Montag mit. Sie werde unter anderem aus der Ukraine und Russland berichten. "Marina Owsjannikowa hat in einem entscheidenden Moment den Mut gehabt, die Zuschauer in Russland mit einem ungeschönten Bild der Wirklichkeit zu konfrontieren", erklärte der Chefredakteur der "Welt"-Gruppe und Sprecher der Geschäftsführung der WeltN24-GmbH, Ulf Poschardt. "Damit hat sie die wichtigsten journalistischen Tugenden verteidigt - und das trotz drohender staatlicher Repression."

Die Aktion beim russischen Kanal Eins.
Die Aktion beim russischen Kanal Eins.(c) IMAGO/ZUMA Wire

Owsjannikowa erklärte, die "Welt" stehe "für das, was in der Ukraine von den mutigen Menschen vor Ort gerade so vehement verteidigt wird: für Freiheit". Die Journalistin fügte hinzu: "Ich sehe es als meine Aufgabe als Journalistin für diese Freiheit einzutreten. Dies jetzt für 'Welt' tun zu dürfen, darüber freue ich mich besonders."

(rovi)

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