Wall Street im Bann des Insiderhandels

Wall Street Bann Insiderhandels
Wall Street Bann Insiderhandels(c) AP (Mark Lennihan)
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US-Behörden ermitteln großflächig gegen Banker und Hedgefonds-Manager, die sich mit verbotenen Insiderinformationen hohe Gewinne erschlichen haben sollen. Ermittlungenen laufen bereits seit drei Jahren.

In New Yorks Wall Street wird es zahlreichen Investmentbankern, Hedgefonds-Managern und Analysten an den Kragen gehen, kündigte die US-Justiz vollmundig an. Die Börsenaufsicht SEC und die Bundespolizei FBI führen derzeit die umfassendsten Ermittlungen über den systematischen Insiderhandel durch. Zahlreiche Investoren sollen sich in der Vergangenheit hohe Gewinne aufgrund verbotener Insiderinformationen erschlichen haben.

Die Ermittlungen, die bereits seit drei Jahren laufen, seien bereits weit vorangeschritten, sagten Beamte des FBI zur „New York Times“. Im Zentrum der Untersuchungen stehen neben Hedgefonds und Wall-Street-Banken auch unabhängige Beratungsfirmen, die vertrauliche Informationen über einzelne Unternehmen und Branchen frühzeitig an Investoren weitergegeben haben sollen.

Goldman Sachs unter Druck

Explizit erwähnt wird die US-Großbank Goldman Sachs. Das Institut beriet etwa zwei Firmen der Pharmabranche bezüglich künftiger Übernahmen. Die Kurse der Übernahmekandidaten waren danach sprunghaft angestiegen, bevor die Pläne überhaupt bekannt wurden. Die Behörden gehen nun der Frage nach, ob möglicherweise Mitarbeiter von Goldman Sachs vertrauliche Informationen an Investoren weitergegeben haben.

Durch die aktuellen Ermittlungen werden erstmals auch die Umtriebe von Beratungsfirmen ans Licht gebracht. Diese bringen Investoren mit Ex-Managern zu Gesprächen zusammen. Die Investoren wollen dadurch gezielte Informationen über einzelne Firmen erhalten. Die Behörden glauben, dass dabei auch vertrauliche Informationen weitergeleitet werden.

Die Börsenaufsicht SEC zeigt sich besonders motiviert, einen Schlag gegen den systematischen Insiderhandel zu landen. Durch den Fall Bernard Madoff, der seine Anleger um 50 Mrd. Dollar betrogen hatte, kam die Behörde stark in die Kritik. Sie hätte Madoffs Machenschaften vorzeitig erkennen müssen, lautete der Vorwurf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2010)

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