Speedcam Anywehre

Mit einer App Raser aufspüren und melden

APA/dpa/Nicolas Armer
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In Großbritannien erhitzt die App Speedcam Anywhere die Gemüter. Eine Anwendung, mit der Fahrer Raser aufnehmen und bei der Polizei melden können. Manche bezeichnen die App als „Stasi Methode“, wie der Mitgründer berichtet.

Eigentlich ist es immer umgekehrt: Apps, die Autofahrern anzeigen, wo sich die nächste Radarfalle befindet, um rechtzeitig den Fuß vom Gas zu nehmen. Die App Speedcam Anywhere geht genau den anderen Weg und will Raser aufspüren. Die in Großbritannien erhältliche App stößt dabei nicht auf viel Gegenliebe.

Speedcam Anywhere funktioniert auf Basis von Künstlicher Intelligenz. Mit dem Handy kann die Geschwindigkeit mittels Videoaufnahme von vorbeifahrenden Autos bestimmt werden. Die Meldung geht dann vollautomatisch an die Polizei.

Wie wird die Geschwindigkeit erfasst? Das erstellte Nutzervideo wird auf einen Server hochgeladen, anhand des Nummernschildes wird der Autotyp über eine offen zugängliche Registrierungsdatenbank bestimmt. Darüber erhält das System den Abstand der beiden Achsen, welcher notwendig für die Bestimmung der Geschwindigkeit ist. Bei der Analyse der Bilder wird nämlich berechnet, wann beide Achsen einen bestimmten Punkt passieren, woraus sich wiederum das Tempo des Rasers ermitteln lässt.

Es ergeht zwar die Meldung automatisch an die Polizei, für eine Anzeige reicht das aber nicht aus. Die Entwickler der App, die sich aktuell massiven Beleidigungen ausgesetzt sehen, wollen damit erreichen, dass die Polizei dies zum Anlass nimmt und jene Stellen, die oft bei den Meldungen auftauchen, häufiger kontrolliert.

Autofahren, ein emotionales Thema

Wer kennt es nicht? Kritik am Fahrstil kann schnell erhitzte Diskussionen mit den betroffenen Fahrern auslösen. Niemand will als schlechter Autofahrer gelten, egal ob zu langsam oder zu schnell. Dass ein angepasstes Tempo sogar zu einem geringeren Spritverbrauch beiträgt, wollen nur wenige gelten lassen. Erst recht das Argument, dass es gefährlich ist, wollen die wenigsten hören.

"Wir bekommen beleidigende E-Mails" bestätigt auch der Mitgründer Sam. Die Angriffe gehen offenbar so weit, dass er gegenüber "The Guardian" seinen vollen Namen nicht sehen möchte und lieber anonym bleiben will. Oftmals sei auch von "Stasi-Methoden" die Rede, sagt er. Auch wenn Sam diese Angriffe teils nachvollziehen könne, betont er, dass es sich um "keine persönliche Vendetta gegen irgendjemanden" handle: "Wenn man Geschwindigkeitsbegrenzungen hat, sollte man diese durchsetzen". Das Ziel sei einzig und allein, die Straßen sicherer zu machen. In den letzten zehn Jahren starben in Großbritannien jährlich zwischen 2000 und 1700 Menschen bei Verkehrsunfällen.

Nur im Google Play Store erhältlich

Nach anfänglichen Schwierigkeiten ist die App für Android-Nutzer mittlerweile in Großbritannien erhältlich. Google war anfangs der Ansicht, dass sich über eine KI nicht die Geschwindigkeit eines Fahrzeugs ermitteln lasse. Der Gegenbeweis habe den Konzern überzeugt und die App zugelassen.

Bei Apple ist die Sachlage schwieriger. Man wisse aktuell nicht, warum sie im App Store nicht zugelassen werden.

Der Download der App ist zwar kostenlos, häufige Benutzung kostet aber. 18 Euro verrechnet Speedcam Anywhere für 100 Messungen im Pro- oder 1000 im Standard-Modus. Wieso das "nützliche Stück Technologie, das Menschenleben retten könnte", wie Sam argumentiert, aber trotzdem kostenpflichtig ist, wird mit der kostenintensive Analyse begründet.

(bagre)

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