Modeschauen

Die Mode geht wieder auf Reisen

Dior will die Cruise-Kollektion heuer in Sevilla zeigen.ana in Seville
Dior will die Cruise-Kollektion heuer in Sevilla zeigen.ana in Seville(c) Getty Images (Alvarez)
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Lange pendelte die Modewelt zwischen digitaler Sphäre und physischen Laufstegen. Nun gehen die großen Modehäuser wieder auf Wanderschaft und präsentieren ihre Kollektionen außerhalb der klassischen Modemetropolen, von Montecarlo bis Kalifornien.

Die Elite der Modewelt schwirrt wieder aus, um ihre neue Mode zu zeigen, so kündigte das Maison Dior gleich zwei Schauen an Orten außerhalb von Paris an. Die Pre-Fall-Kollektion 2022 wird etwa in Seoul, Südkorea, gezeigt werden - und zwar in der Ewha Woman's University. Es ist das erste Mal, dass das Haus in der Republik präsent sein wird.

Man wolle „neue starke Verbindungen“ knüpfen, sagte Pietro Beccari, CEO von Dior Couture, in einer Erklärung. Denn Südkorea ist auf der Agenda der Luxusbranche mittlerweile ganz weit oben: Der Luxusmarkt wuchs vor Ort von 2020 auf 2021 um 4,6 Prozent. Auch genießen Koreas berühmte Persönlichkeiten seit K-Pop, „Parasite“ und „Squid Game“ internationale Aufmerksamkeit. Das hat sich Dior - wie zuvor bereits Louis Vuitton und Tiffany & Co. - zunutze gemacht, indem das Haus vergangenes Jahr die südkoreanische Sängerin Jisoo von der Band Blackpink zur neuen globalen Botschafterin machte. Die Partnerschaft verhalf dem Haus zu mannigfachen Klicks in sozialen Netzwerken - der Livestream der Pariser Modewoche erreichte etwa 140 Millionen Aufrufe.

Für die Schau in Seoul wird das Maison mit der Ewha Woman's University, die zugleich als Schauplatz fungiert, im Rahmen der Initiative „Women@Dior“ zusammenarbeiten, einem 2017 ins Leben gerufenen Mentoring- und Bildungsprogramm für Studentinnen. Stattfinden wird das Spektakel am 30. April, man freue sich „in einem so energiegeladenen und dynamischen Land Geschichte zu schreiben“.

Urlaubsgefühle und Cruise-Kollektionen

Nahezu zeitgleich kündigte Dior an, diesen Sommer nach Spanien zu kommen. Vorgestellt werden soll dort die Cruise-Kollektion 2023, am 16. Juni. Die Kreativdirektorin des Hauses, Maria Grazia Chiuri, will die Models über die Plaza de España in Sevilla schicken, also mitten im Zentrum ihre Kollektion präsentieren. Bereits seit den 1950er-Jahren würde eine Verbindung zwischen dem Maison und Andalusien bestehen, nun soll dort „die Exzellenz der andalusischen Handwerkskunst und Kultur durch die Kreativität der lokalen Szene“ gefeiert werden, heißt es in der Pressemitteilung.

In den Jahren zuvor hatte Dior Schauen auf der Piazza del Duomo im apulischen Lecce und auf der Akropolis in Athen veranstaltet. Die Frühjahrskollektion 2023 für Männer will man diesmal in Los Angeles veranstalten. Generell glaube man im Haus „fest an physische Schauen", wie Beccari Anfang des Jahres gegenüber der „Vogue Business“ sagte.

Zu Hause in Monaco

Das scheint auch Chanels Kredo zu sein, denn ein weiteres Defilee ist am 5. Mai in Monaco geplant. Die Cruise-Kollektion 2023 soll in dem kleinen Fürstentum gezeigt werden, das schon als Kulisse für Filme wie „To Catch a Thief“ und „GoldenEye“ diente, eine konkrete Location wurde noch nicht genannt. Dabei ist es wahrscheinlich kein Zufall, dass Monaco die Heimat von Markenbotschafterin Charlotte Casiraghi ist, jener Dame, die die Früjahrsschau auf einem Pferd eröffnen durfte. Man wolle wohl diese Beziehung stärken, liest es sich im Branchenmagazin „WWD“.

Dabei hat das Luxusmaison eine langjährige Verbindung zu dem Ort, ließ Gabrielle „Coco“ Chanel doch 1929 ihre Villa „La Pausa“ im nahe gelegenen Roquebrune-Cap-Martin mit Blick auf Monaco errichten. Karl Lagerfeld machte die Villa „La Vigie“, auf der Landzunge vom Monte-Carlo Beach, zu seiner Sommerresidenz, mit Prinzessin Caroline, Charlotte Casiraghis Mutter, verband Lagerfeld eine lange Freundschaft. 2019 richtete Casiraghi zudem in der Villa ihren Hochezitsempfang aus - natürlich in einem Kleid von Chanel.

Es ist die erste Cruise-Schau mit großzügigem Publikum seit drei Jahren und somit seit dem Debüt der Kreativdirektorin Virginie Viard 2019. Letztes Jahr wurde die Kollektion im Beisein von nur wenigen Gästen vorgestellt, 2020 wurde die Schau ganz abgesagt und in die digitale Welt verlegt. Die letzte Métiers-d'Art-Kollektion zeigte Chanel im neu errichteten Handwerkskunst-Hub, „le19m“, in Paris.

Zurück in Übersee

Eine transatlantische Reise tritt demnächst Louis Vuitton an, und zwar wie letztes Jahr Gucci mit seiner „Love Parade“ in die USA, nach Kalifornien. Die Resort-Kollektion wird am 12. Mai in San Diego, Kalifornien abgehalten, und zwar im Salk Insitute for Biological Studies. Das Gebäude wird als eines der beeindruckendsten Kailfornien gehandelt, es steht auf einer Klippe und erlaubt einen imposanten Blick auf den Pazifik. Nicolas Ghesquière, künstlerischer Leiter der Damenkollektion bei Louis Vuitton, ist bekannt für sein Faible für architektonisch interessante Werke - er präsentierte schon im Miho Museum in Kyoto und im brasilianischen MAC Niterói etwa.

Salk Insitute for Biological Studies
Salk Insitute for Biological Studies(c) Chris Keeney

Auch Ghesquière musste sich in den vergangenen Jahren mit teils digitalen Schauen zufriedengeben. Die letzte Cruise-Kollektion wurde per Livestream von einer monumentalen, brückenähnlichen Installation des verstorbenen israelischen Bildhauers Dani Karavan in Paris übertragen.

Gucci hat übrigens eine Show für den 16. Mai geplant. Diese wird nicht fern der eigenen Heimat Florenz stattfinden, nämlich im Castel Del Monte in der italienischen Region Apulien. Kreativdirektor Alessandro Michele will damit seinen ständigen Dialog mit historischen Orten fortsetzen, heißt es in der Mitteilung des Hauses. Das Bauwerk ist für seine einzigartige achteckige Grundrissfigur bekannt und ist seit 1996 als Weltkulturerbe geschützt. Die „formale Perfektion“ würde die harmonische Verschmelzung nordeuropäischer, islamischer Elemente und jenen, der klassischen Antike repräsentieren, liest es sich weiter. Das italienische Modehaus will im Zuge dessen auch ein Projekt zur Aufwertung der historischen Stätte unterstützen.

(evdin)

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