Kulturelles Lebenszeichen

Erste Aufführung in Kiewer Theater seit Kriegsbeginn

Im Lesya-Ukrainka-Theater in Kiew fand zum ersten Mal seit sechs Wochen wieder eine Aufführung statt. Ein kulturelles Lebenszeichen einer gezeichneten Stadt.

Kaum hat sich die Lage in und um Kiew etwas entspannt und sich das akute Kriegsgeschehen weiter in den Osten verlagert, erstarkt das Stadtleben der ukrainischen Hauptstadt. Trotz der Warnung des Bürgermeisters Vitali Klitschko kehrten einige der zuletzt geflohenen eineinhalb Millionen Einwohner bereits zurück. Binnen einer Woche habe sich der Verkehr versechsfacht, wie die Polizei mitteilte, deutlich mehr Supermärkte seien wieder geöffnet.

Und auch die Kultur der Stadt gibt ein Lebenszeichen von sich: Wie die „Washington Post“ berichtete, fand im Kiewer Lesya-Ukrainka-Theater zum ersten Mal seit sechs Wochen wieder eine Aufführung statt. Zwar als Matinee, denn abends gilt immer noch eine Ausgangssperre, aber dennoch. Und obwohl der Vorhang sich wieder hob, ist einiges anders als vor sechs Wochen. Vor der Aufführung wurden via Lautsprecher Instruktionen für den Fall eines eventuellen Luftangriffs vermeldet, auch der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko hielt eine kurze Ansprache: „Ich glaube daran, dass Kunst Wunden heilt. Wir werden das kulturelle Leben der Hauptstadt langsam wiederherstellen!“ 

Am Samstag und Sonntag wurde ein Stück, das das Leben der ukrainischen Dichterin, Übersetzerin und Dramatikerin Lesya Ukrainka zum Thema hatte, nach der auch das Theater benannt ist, gezeigt. Beide Aufführungen waren sofort ausverkauft, so auch ein kommende Woche geplantes Kinderstück.

Im Gespräch mit der „Washington Post“ bekräftigt auch der Direktor des Nationaltheaters, Kirill Kashlikov: „Wir mussten als Stadt so viel Negatives aushalten. Die Menschen brauchen etwas, dass sie von den Grausamkeiten in den Nachrichten ablenkt, sie für einen Moment von der Wut und Traurigkeit wegholt, die wir alle ständig fühlen.“ 

Angepasster Theaterbetrieb


Der derzeit wieder aufgenommene Betrieb läuft freilich etwas anders ab, einige Ensemble-Mitglieder sind noch nicht nach Kiew zurückgekehrt, manche davon kämpfen in den zivilen Einheiten der ukrainischen Streitkräfte. Das aufgeführte Stück musste mit acht der ursprünglichen 17 Schauspielenden auskommen und wurde für eine kleinere Bühne adaptiert. Das Kiewer Publikum zeigte sich trotzdem wertschätzend und applaudierte kräftig.

(chrima)

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