Wien

Ukrainer droht wegen fünf Euro: Neun Monate wegen Erpressung

Der 38-Jährige wollte mit seinem Mercedes aus einer Wiener Parkgarage fahren, aber konnte die Parkgebühren nicht zahlen. Daraufhin nötigte er einen Jugendlichen zur Zahlung.

Ein millionenschwerer Ukrainer ist am Dienstag am Wiener Straflandesgericht wegen Erpressung verurteilt worden, weil er zum Bezahlen eines Parktickets in der Höhe von fünf Euro nicht das nötige Kleingeld hatte und einen 17-Jährigen mit dem Messer zu der Zahlung nötigte. Der 38-Jährige, der seit dem Vorfall am 12. März in Untersuchungshaft sitzt, wurde zu neun Monaten - davon eines unbedingt - verurteilt. Der Richterspruch ist bereits rechtskräftig.

Der Mann, der als Berufsbezeichnung Finanzier angab, flüchtete kurz vor den Bombenangriffen der Russen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern mit einem Mercedes nach Wien. Der 38-Jährige durfte ausreisen, weil er wegen einer Herzkrankheit wehruntauglich sei, wie er Richter Wolfgang Etl erzählte. Eine Woche habe die Familie, die enormes Barvermögen sowie den Goldschmuck der Frau bei sich hatte, im Auto gelebt, ehe sie in einer Wohnung in der Wiener Innenstadt Unterschlupf fanden.

Am 11. März ging die Familie in die Synagoge, dort dürfte der Mann auch reichlich dem Alkohol zugesprochen haben. Als die vier in der Nacht gegen 2.00 Uhr in die Wohnung zurückkehrten, stellten sie fest, dass bei ihnen eingebrochen wurde und eine Tasche mit 30.000 US-Dollar fehlen würden. "Ich war panisch", meinte der 38-Jährige. Er schnappte das restliche Geld sowie den Goldschmuck und packte alles in den Kofferraum seines Wagens, der in einer Tiefgarage in der Gonzagagasse parkte, und "wollte einfach nur weg". Weil er nicht das nötige Kleingeld besaß, konnte er allerdings die Parkgebühren in der Höhe von fünf Euro nicht bezahlen. "Ich hatte nur große Scheine bei mir", meinte er.

Mit Messer gedroht

Zufällig vorbeikommende Jugendliche, die in Wien feiern gehen wollten und ebenfalls in der Garage geparkt hatten, wollten ihm zu Hilfe kommen. Doch der 38-Jährige zückte sein Messer, das er "normalerweise zum Apfelschneiden" verwendet, und hielt es dem 17-Jährigen an den Körper. Mit der anderen Hand deutete auf den Ticketautomaten, der Bursche sollte dem Ukrainer die Parkgebühren entrichten. Der Bursche bezahlte, weil er den Eindruck hatte, dass der Mann unter Drogen stand. "Er hatte erweiterte Pupillen und war sehr aufgeregt." Zudem habe er die Jugendlichen zuvor gefragt, ob sie ihm Kokain verkaufen könnten, was der Angeklagte bestritt. Er hätte drei bis vier Gläser mit Whiskey getrunken.

Als alle aus der Garage gefahren waren, der Ukrainer aber anhielt und die Gasse mit dem Querstellen seines Autos belegte, riefen die Jugendlichen die Polizei. "Ich habe bisher nie die Gesetze übertreten", betonte der Angeklagte mehrfach in dem Prozess. "Ich war wirklich in einem Panikzustand." Auf die Frage des Richters, womit er sein Geld verdiene, meinte der Mann: "Ich habe ein sehr breit gestreutes Geschäftsmodell." Er vermiete Immobilien und handle mit Edelmetallen. Bisher habe er monatlich 20.000 bis 30.000 US-Dollar verdient. Weil der 38-Jährige den unbedingten Teil seiner Haftstrafe bereits in der U-Haft abgesessen hat, wurde er noch am Dienstag entlassen.

(APA)

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