Studie: Moslems finden schwerer Arbeit

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In Frankreich findet erhebliche Diskriminierung nicht wegen der Herkunft, sondern wegen des Glaubens statt. Wollen sie sich nicht integrieren oder können sie es nicht.

Nichts erregt quer durch Europa so wie der Islam bzw. die Einwanderer dieses Glaubens: Wollen sie sich nicht integrieren oder können sie es nicht, schlägt ihnen zu viel Ablehnung entgegen? Das heizt politisch auf, aber der sachliche Kern bleibt unscharf, die Sozialwissenschaften tun sich schwer, ihre Instrumente greifen kaum: Umfragen ergeben ein verwirrendes Bild: 2005 empfand die Mehrheit der moslemischen Einwanderer keine „generelle" Ablehnung durch die Eingesessen, auch „persönliche schlechte Erfahrung wegen ihrer Ethnie oder ihres Glaubens" hatten sie nicht. Aber in einer anderen Umfrage sahen sie sich drei Jahre später zunehmend mit Vorurteilen konfrontiert.

Klären könnten Fakten. Aber in Frankreich etwa erschwerte 1978 ein Gesetz das Erheben von Daten über Ethnie und Glaube. Und selbst wo man Daten hat, sagen sie oft wenig aus: Es wandern nicht einfach Moslems ein, es wandern Moslems aus bestimmten Ländern in bestimmte Länder, Türken nach Deutschland, Nordafrikaner nach Frankreich. Gehen Vorurteile von Eingesessenen gegen Türken/Nordafrikaner oder gegen Moslems? Die Daten zeigen es nicht, weil die Gruppen identisch sind.

Einen Unterscheidungs-Weg gibt es, den der „Curriculum Vitae Experimente": Die wurden in den USA zur Erkundung rassistischer Vorurteile erfunden, sie arbeiten mit fiktiven schriftlichen Lebensläufen - in Bewerbungen -, die sich nur in einem Detail unterscheiden, etwa im Namen. Eine Gruppe um David Laitin (UC San Diego) übertrug die Methode auf Frankreich und erfand drei junge Frauen, die sich als Sekretärin bewarben, eine hieß Kahdija Diouf, eine Marie Diouf, eine Aurélie Ménard. Die Bewerbungen enthielten nichts über Herkunft und Religion, sie gingen an das französische Arbeitsamt. Dort suchen Personalchefs, und die wissen zu lesen: Die Bewerberin mit dem original französischen Namen - Aurèlie Ménard - erhielt die meisten Angebote.

 

Moslemischer Vorname? Keine Angebote!

Das war erwartbar. Aber Marie Diouf erhielt kaum weniger Angebote, obgleich „Diouf" ein senegalesischer Name ist, auf schwarze Haut schließen lässt. Die wog nicht schwer. Aber der Vorname der anderen Diouf tat es, er ist moslemisch (aus dem Senegal kamen Einwanderer beider Religionen, das ermöglichte das Experiment): Sie bekam 2,5-mal so wenig Angebote wie ihre als christlich erkennbare Landsfrau. „Der Unterschied ist frappierend", schließen die Forscher: „Zumindest auf einem Sektor des französischen Arbeitsmarkts gibt es eine erhebliche religiöse Diskriminierung" (Pnas, 22. 11.).


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