Pandemiemanagement

Impfgremium empfiehlt vierte Covid-Impfung nur für Risikopatienten

Vierte Covid-Impfung oder nicht? Hier ein Bild aus der italienischen Stadt Rieti.
Vierte Covid-Impfung oder nicht? Hier ein Bild aus der italienischen Stadt Rieti.IMAGO/NurPhoto
  • Drucken

Das Nationale Impfgremium spricht keine allgemeine Empfehlung für eine weitere Booster-Impfung aus. Eine zusätzliche Immunisierung soll aber auch niemandem vorbehalten werden.

Das Nationale Impfgremium (NIG) empfiehlt in einer neuen Einschätzung die vierte Impfung nur für Risikogruppen. Dies gilt für Über-80-Jährige allgemein sowie für Über-65-jährige mit Vorerkrankungen. Sie sollen frühestens vier Monate, idealerweise ein halbes Jahr nach dem dritten Stich noch einmal immunisiert werden, geht aus dem vorliegenden Papier des Gremiums vor. Allen anderen sollte eine Impfung jedoch auch nicht verwehrt werden.

Die Empfehlungen sind insofern von Bedeutung, als sie zwar nicht verbindlich sind, aber von der Politik im Regelfall übernommen werden. Dadurch, dass eine vierte Impfung für Personen unter 65 explizit nicht empfohlen wird, ist wohl auch die Basis dafür gelegt, dass der Gesundheitsminister die Gültigkeit des Grünen Pass jedenfalls auf ein Jahr verlängern wird. Zehntausende dieser Dokumente wären in den kommenden Monaten ausgelaufen.

Das NIG stellt fest, dass gemäß ersten Daten bei immunkompetenten Personen eine vierte Impfung nur vorübergehend und kurzfristig zu einer verbesserten Schutzwirkung gegen eine SARS-CoV-2 Infektion bzw. eine Covid-19-Erkrankung führt.

Auf persönlichen Wunsch kann jedoch eine dritte Auffrischungsimpfung nach Einschätzung des Gremiums frühestens ab 4 Monaten, besser aber erst ab sechs Monaten nach der Grundimmunisierung, also der dritten Impfung verabreicht werden. Personen mit einem entsprechenden Impfwunsch sollte eine Immunisierung "nicht vorenthalten werden". Eine allgemeine Empfehlung für eine vierte Impfung sei nach aktuellem Wissensstand erst vor den voraussichtlich nächsten Infektionswellen im Spätsommer/Herbst 2022 zu erwarten.

Individuell abwägen

Einen Spezialfall stellen immunsupprimierte zw. immunschwache Personen dar, bei denen z.B. in Folge einer Chemotherapie oder einer Transplantation die Impfung nicht ausreichenden Schutz entfaltet. Sie sollten laut NIG altersunabhängig entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse versorgt werden. Der Einsatz von monoklonalen Antikörpern als Prophylaxe könne hier erwogen werden.

Das NIG orientiert sich mit ihren Empfehlungen auch an europäischen Gremien. Die Europäische Arzneimittelbehörde und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hatten Mitte vergangener Woche zwar keine Empfehlung für eine vierte Impfung für alle ausgesprochen. Allerdings könnte bei Menschen ab 80 Jahren eine solche verabreicht werden.

Indes teilten die niedergelassenen Ärzte datenschutzrechtliche Bedenken der Elga GmbH, der Betreibergesellschaft der Elektronischen Gesundheitsakte, zur Impfpflicht mit. Diese hält die Maßnahme für nicht durchführbar und will eine Prüfung durch die Datenschutzbehörde. Die Bedenken müssten auf jeden Fall ernst genommen werden, betonte Johannes Steinhart, Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, am Dienstag in einer Aussendung.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.