Glosse

Zu Ostern gibt es Tampons

Die lebensgroße Binde vor dem Prinz-Eugen-Reiterdenkmal.
Die lebensgroße Binde vor dem Prinz-Eugen-Reiterdenkmal.APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Sozialistische Jugend fordert ein Ende der Besteuerung von Periodenprodukten - mit Schock-Elementen und hinkenden Vergleichen.

„Tampons statt Eier - weil Bluten ist teier!“, steht auf einer überdimensionalen menschlichen Binde. Menschliche Binde? Richtig gelesen: Am altehrwürdigen Wiener Heldenplatz prallten am Mittwoch wahrlich Welten aufeinander, als die Sozialistische Jugend ein Ende der oft als „Tamponsteuer“ bezeichneten Mehrwertsteuer für Menstruationsprodukte. Kundgetan haben ihre Vertreter das mit einem Osternest voller Tampons und Binden.

Frauen geben in ihrem Leben schätzungsweise 3400 Euro für Tampons, Binden und Co. aus. Das kann für junge und armutsgefährdete Frauen zum Problem werden. In anderen europäischen Ländern wurde die Besteuerung bereits abgeschafft, in Schottland etwa werden Periodenprodukte sogar gratis an Schulen bereitgestellt. 2020 wurde die Tamponsteuer in Österreich zwar halbiert, jedoch trotz jahrelanger Diskussion bis heute nicht gänzlich abgeschafft.

Der Inhalt der Kampagne ist also ehrenhaft, über die Umsetzung der Forderung lässt sich dennoch streiten. Die Darstellung von lebensgroßen Menstruationsprodukten könnte zwar enttabuisierend wirken, mutet aber eher abschreckend an. Auch die Eier-Analogie hinkt. Sie bezieht sich auf die Forderung „Tampons statt Blumen“, die von engagierten Personen besonders gerne zum Weltfrauen- oder Valentinstag verwendet wird. Dabei geht es darum, aufzuzeigen, dass das Schenken von Blumen und anderen Präsenten im Lichte der vorhandenen Ungleichbehandlung der Geschlechter wie etwa der Tamponsteuer heuchlerisch daherkommt.

Was nun Ostereier mit Tampons zu tun haben, verstehen wohl die wenigsten. Was bleibt, ist ein schneller Aufreger und Pikiertheit in der Bourgeoisie. Davon können sich armutsgefährdete Frauen aber auch nicht mehr Periodenprodukte leisten. Was helfen würde, wären Informationskampagnen und vor allem ein offener Diskurs über das Thema, der die politische Diskussion anregt. Und das geht auch mit Eiern.

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