Teststraße

Der Terrorist, der - unbemerkt - zum Security-Mann wurde

Ein rechtskräftig verurteilter IS-Terrorist war Sicherheitsdienst-Mitarbeiter bei der Impf- und Test-Straße im Austria Center Vienna. Aufgefallen ist das, weil der Mann eine Kollegin vergewaltigt haben soll und seither in U-Haft sitzt.

Ein verurteilter Terrorist – der Mann war früher Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) – hat Anfang des Jahres in der Impf- und Test-Straße im Austria Center Vienna als Security-Mitarbeiter gearbeitet. Dort wurde der 21-Jährige am 6. Jänner festgenommen.

Er soll in einem Hotel eine Arbeitskollegin vergewaltigt haben. Seither sitzt der Mann in U-Haft. Am Mittwoch musste er sich im Wiener Straflandesgericht verantworten, dabei kamen seine Strafregister-Eintragungen zur Sprache. Letztlich wurde die Verhandlung auf 6. Mai vertagt.

Dass der 21-Jährige trotz rechtskräftiger Terror-Verurteilung und trotz dreier weiterer Vorstrafen ausgerechnet einen Job im Sicherheitsdienst in der größten Impf- und Test-Straße des Landes bekam, erschien nun auch der Staatsanwältin hinterfragenswert. Sein Vorleben dürfte beim Sicherheitsunternehmen „Securitas“ offensichtlich nicht hinreichend ausgeleuchtet worden sein.

„Securitas“-Regionalleiter für Ostösterreich, Martin Oswald, erklärte auf „Presse“-Anfrage, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Mitarbeiter gehandelt habe, der von einer Sub-Firma vermittelt worden sei. Mit dieser Sub-Firma habe man einen Vertrag gehabt.

Vertragsbestandteil sei gewesen, dass diese Firma alle ihre Mitarbeiter einer Zuverlässigkeits-Überprüfung unterziehe (nur Unbescholtene hätten Dienst tun dürfen). Das sei bei dem nunmehrigen Angeklagten aber nicht der Fall gewesen. Insofern habe die Sub-Firma ihren Kontrakt mit „Securitas“ gebrochen. Aber, so Oswald, er wolle die Verantwortung nicht abschieben, es sei richtig, dass „Securitas“ und nicht die Sub-Firma einen Vertrag mit dem im Austria Center tätigen Arbeiter-Samariter-Bund hat. Der Vorfall habe zu Konsequenzen geführt. Bei Sub-Firmen habe man die Kontrollen hinsichtlich der Sicherheitsüberprüfungen verschärft.

Personalmangel als Ursache

Grund für die Beschäftigung einer Sub-Firma: Man habe Anfang des Jahres wegen hoher Nachfrage nach Sicherheitsleuten nicht mehr ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung gehabt.

Fest steht, dass der Mann im Juni 2017 in Wien wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und krimineller Organisation zu zweieinhalb Jahren teilbedingter Haft verurteilt worden war. Das ist ein für einen Jugendlichen – er war damals 17 Jahre alt – beträchtliches Strafausmaß. Der damalige Angeklagte hatte sich im Mai 2016 dem IS angeschlossen und in einem Terror-Camp in Syrien eine Kampfausbildung durchlaufen wollen. Er wurde allerdings in der südanatolischen Grenzstadt Gaziantep von den türkischen Behörden aufgegriffen, an der Weiterreise gehindert und zurück nach Österreich geschickt. Wieder in Wien, hatte er im Juli 2016 in einem Park Buben angesprochen und für den IS zu rekrutieren versucht.

Nach Verbüßung seines unbedingten Strafteils wurde er wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung verurteilt. Am 5. Jänner lernte er als Security-Mann im Austria Center eine Mitarbeiterin in der Impfstraße kennen, mit der er sich verabredete. In einem Hotel, wo die beiden laut Anklage auf Drängen des Mannes landeten, soll die Frau mehrfach vergewaltigt worden sein.

Der Angeklagte, der nun von einem schwer bewaffneten Einsatzkommando der Justizwache in den Gerichtssaal gebracht wurde, stellte diese Vorwürfe in Abrede: „Sie ist mitgegangen, ich habe sie nicht aufgefordert.“ Und: „Als sie gesagt hat: Ich will nicht mehr, habe ich sofort aufgehört.“

Zum Umstand, dass ein verurteilter IS-Terrorist als Security-Mann in einer Test- und Impfstraße gearbeitet hat, sagte der Arbeiter-Samariter-Bund zur Austria Presse Agentur: „Im Zuge der engen und guten Zusammenarbeit mit dem Austria Center Vienna haben wir Anfang des Jahres unverzüglich von diesem fürchterlichen Vorfall erfahren.“ Das Sicherheits-Unternehmen habe die polizeiliche Überprüfung sämtlicher im Austria Center eingesetzten Mitarbeiter zugesichert. Das Austria Center betonte etwa, die mutmaßliche sexuelle Attacke habe außerhalb des Dienstes stattgefunden.

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