Russland hat sich nie vom Mythos der „Kiewer Rus“ verabschiedet. Putin setzt nur einen jahrhundertealten Krieg fort.
Während die Schockwellen der russischen Militärinvasion in der Ukraine die Welt erschüttern, versuchen Experten noch immer, das gewissenlose und irrationale Verhalten des Kreml zu erklären. Manche geben der Nato und der EU die Schuld: die einen, weil sie sich zu weit in den Osten gewagt haben, in die angebliche russische „Einflusssphäre“; die anderen, weil EU und Nato zwischen 1998 und 2003 nicht schnell genug handelten, als Kiew zum ersten Mal Interesse an einer EU- und Nato-Mitgliedschaft bekundete; wie man es sehr wohl gegenüber ähnlichen postkommunistischen Nachzüglern auf dem Balkan tat.
Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Andere geben Wladimir Putin persönlich die Schuld und meinen die Wurzeln seines Wahns in seinem KGB-Hintergrund zu erkennen, in seinen Verbindungen zu kriminellen Kreisen in den 1990er-Jahren, der expansionistischen und imperialistischen Tradition Russlands, einem persönlichen Trauma wegen des Verlusts des russischen Imperiums. Sogar seine geistige Gesundheit wird ab und zu infrage gestellt.