Pizzicato

Die Omertà der Angela Merkel

In der Karwoche geht Deutschland durch eine Zeit der Krise und vielleicht der Katharsis. Dabei ist erst Halbzeit und der Höhepunkt womöglich noch gar nicht erreicht.

Es ging mit einer Enthüllung von Watergate-Dimensionen los – das Ausspionieren der SPD-Spitze um Willy Brandt durch CDU-Kanzler Konrad Adenauer. Ein Kalter Krieg in der Bonner Republik, graue Vorzeit sozusagen.

Danach trat Anne Spiegel, die grüne Familienministerin, nach einem tränenreichen Auftritt wegen eines ausgiebigen Frankreich-Urlaubs zur Zeit der Flutkatastrophe in der Heimat zurück – wie zuvor eine CDU-Landesministerin wegen eines Geburtstag-Trips nach Mallorca. Ganz schlechtes Timing. Die Deutschen und ihr Urlaub – ein Thema für sich. Und schließlich lädt die Ukraine Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wegen seiner angeblich prorussischen Haltung in der Vergangenheit aus. Ein Affront.

Was sagt die Ex-Kanzlerin zu all dem? Wo steckt Angela Merkel, die von ukrainischer Seite zunehmend in Erklärungszwang gerät? Sie unternimmt eine Italien-Reise auf Goethes Spuren und hat sich das Schweigegelübde einer Nonne auferlegt. Oder ist es – klassisch Cosa Nostra – eine Omertà? In diesem Sinn wäre sie eine Wittgenstein-Schülerin: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Und Wittgenstein ein Mafia-Adept. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2022)

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