Militärbündnis

Vollzieht auch Schweden eine historische Wende zur Nato?

Parteifreunde und Regierungschefinnen: Schwedens Andersson und Finnlands Marin.
Parteifreunde und Regierungschefinnen: Schwedens Andersson und Finnlands Marin.via REUTERS
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Finnland will „innerhalb von Wochen“ über einen Nato-Beitrittsantrag entscheiden. Stockholm könnte nachziehen.

Helsinki/Stockholm. Schwedens neutrale Grundhaltung ist alt. Sehr alt. Ihre Wurzeln reichen ins frühe 19. Jahrhundert, in die Zeit der Napoleonischen Kriege. Mittlerweile hat das nordische Königreich zwar seine Neutralität abgelegt. Aber einem großen Militärbündnis gehört es weiterhin nicht an. Es ist also nicht übertrieben, von einem historischen Kurswechsel zu sprechen, sollte der Zehn-Millionen-Einwohner-Staat irgendwann die Segel Richtung Nato setzen. Zum Beispiel heuer. Denn der Krieg gegen die Ukraine stellt die Verhältnisse auf den Kopf. Er macht einen Nato-Beitritt im hohen Norden populär.

Die Blicke wandern nun auf die regierenden Sozialdemokraten. Premierministerin Magdalena Andersson gehörte auch nach Beginn von Russlands Angriffskrieg zu den Skeptikern einer Nato-Mitgliedschaft. Ein Beitrittsgesuch, sagte sie noch am 8. März, würde Nordeuropa nur weiter „destabilisieren“. Lieber nicht also! Aber die Debatte war damit nicht zu Ende. Sie gärte, Und am Mittwoch verkündete die Website des renommierten „Svenska Dagbladet“ eine große Wende: „Andersson will in die Nato!“ Sie peile einen schwedischen Beitrittsantrag auf dem Nato-Gipfel Ende Juni an. Andere Beobachter sind skeptisch. Eine Bestätigung gab es nicht, ein lautes Dementi aber auch nicht. Andersson sagte am Mittwoch in Stockholm, dass alle Optionen sorgfältig geprüft werden müssten und keine „ohne Risiko“ sei.Die Sache ist heikel. Die Neutralität als Grundprinzip zählt zur DNA der Sozialdemokraten. Aber sie geraten zugleich von mehreren Seiten unter Druck. Schweden wählt im September. Und laut Umfragen ist die Mehrheit der Landsleute Richtung Nato-Beitritt gekippt. Die Oppositionsführer stürzen sich schon auf das Thema.

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