Medienfreiheit

Wie die türkische Justiz Journalisten mundtot machen will

Archivbild: Eine Solidaritätskundgebung 2017 für Deniz Yücel in Berlin.
Archivbild: Eine Solidaritätskundgebung 2017 für Deniz Yücel in Berlin. (c) REUTERS (Axel Schmidt)
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Der Prozess gegen Deniz Yücel wegen Präsidentenbeleidigung wurde vertagt. Viele Reporter stehen mit einem Fuß im Gefängnis.

„Keine Zuschauer!“, schreit der Richter am 2. Istanbuler Amtsgericht, als die Verhandlung gegen den deutschen Journalisten Deniz Yücel aufgerufen wird. Presse will er auch nicht dulden: „Verlassen Sie den Saal!“ Außer Staatsanwalt und Gerichtsschreiber darf nur der Verteidiger bleiben. Nach wenigen Minuten steht auch er wieder auf dem Gang. Das Verfahren ist wieder einmal vertagt – um fünfeinhalb Monate.

Obwohl er den sofortigen Freispruch Yücels beantragt hat, ist Verteidiger Erselan Aktan nicht überrascht. Allein seine Kanzlei vertritt rund hundert Journalisten, die für ihre Berichterstattung verfolgt werden und deren Prozesse sich oft über Jahre hinziehen. In einem anderen Saal des Istanbuler Justizpalastes wird zur selben Stunde gegen den angesehenen Kolumnisten Hasan Çemal verhandelt, in Ankara beginnt zwei Stunden später eine Verhandlung gegen die Journalistin Sibel Hürtas. Deniz Yücel, inzwischen Vorsitzender des PEN-Clubs in Deutschland, muss die türkische Justiz nicht mehr fürchten. Doch in der Türkei stehen Journalisten weiter mit einem Bein im Gefängnis.

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