Pandemie

Wien hebt 2G-Regel in Gastro auf, Maske fällt im Handel

In öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt die Maskenpflicht aufrecht.
In öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt die Maskenpflicht aufrecht. APA/AFP/ALEX HALADA
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Die FFP2-Maskenpflicht bleibt in öffentlichen Verkehrsmitteln und im lebensnotwendigen Handel. Die Gültigkeit des Grünen Pass wird für „Geboosterte" auf ein Jahr verlängert. Wien hebt die 2-G-Regel größenteils auf.

Gesundheitsminister Johannes Rauch und der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker haben heute in zwei Pressekonferenzen die neuen Corona-Maßnahmen für Bund und Hauptstadt präsentiert. Die FFP2-Maskenpflicht wird ab Karsamstag bundesweit größtenteils aufgehoben. In Pflegeheimen und Spitälern gelte weiterhin die 3-G-Regel. Die Gültigkeit des Grünen Passes wird auf ein Jahr verlänger. Wien trägt die Regelungen größtenteils mit und hebt mit Samstag auch die 2-G-Regel in der Gastronomie auf.

Bund lockert in den meisten Bereichen

Er sei als Gesundheitsminister angetreten, um in die Bekämpfung der Pandemie „Ruhe und Ordnung hineinzubekommen“, sagte Johannes Rauch (Grüne) bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Und setzte mit einem Rückblick fort: Anfang März habe man 60.000 Neuinfektionen pro Tag registriert und rund 3000 Personen in Krankenhäusern gehabt. „Das Personal war an den Grenzen des Leistbaren angelangt.“ Daher habe man die Maskenpflicht für Innenräume verordnet. „Jetzt hat sich die Lage deutlich entspannt“, meint Rauch, „und das wird allen Prognosen nach in den nächsten Tagen und Wochen so bleiben - das heißt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Erleichterungen.“ Diese lauten wie folgt:

  • Ab Karsamstag gilt die FFP2-Maskenpflicht nur noch in Bereichen, „die alle Menschen aufsuchen müssen, weil sie es sich nicht aussuchen können“ - folglich in Lebensmittelgeschäften, in öffentlichen Verkehrsmitteln samt deren Haltestellen, bei Ärztinnen und Ärzten oder in Apotheken.

  • Auch in Pflegeheimen und Spitälern gelte „weiterhin eine Maskenpflicht und 3-G“ (Personen müssen gegen das Coronavirus geimpft, von einer Covid-19-Erkrankung genesen oder negativ auf eine Infektion getestet sein).

  • Die Maske fällt hingegen im Handel sowie in Kultur- und Freizeiteinrichtungen.

  • Die 3-G-Regel in der Nachtgastronomie und bei großen Veranstaltungen wird aufgehoben. Stark zurückgenommen werden die Präventionskonzepte. Sie müssen außerhalb des Pflege- und Gesundheitssektors nur noch bei Veranstaltungen mit 500 Personen oder mehr erstellt und ein Präventionsbeauftragter ernannt werden.

  • Die Gültigkeit des Grünen Passes wird von neun auf zwölf Monate verlängert - für all jene, die sich dreimal gegen das Coronavirus haben impfen lassen sowie für jene, die zweimal geimpft und einmal genesen sind. Nach nur „zwei Stichen“ oder einer Genesung ohne vorangegangenen Impfungen gilt man für 180 Tage als immunisiert. Rauch fasst zusammen: „Wer dreimal geimpft ist, kann unbeschwert in den Urlaub fahren.“

  • Die Lockerungen gelten vorerst bis 8. Juli.

Dass die Maske noch in einigen Bereichen bleibt, begründete der Minister so: „Diese kleine Unannehmlichkeit sollten wir in Kauf nehmen, weil wir andere und uns schützen." Es handle sich „um den Weg des gelindesten Mittels".

Noch bis Samstag gilt die Maskenpflicht in sämtlichen Innenräumen. In Clubs und bei größeren Veranstaltungen besteht die Wahlmöglichkeit zwischen Maskenpflicht und der 3-G-Regel. Nur in Wien gelten strengere Regeln: In der Gastronomie herrscht 2-G (nur Geimpfte oder Genesene haben Zutritt).

Wien zieht größtenteils mit

Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hat am frühen Nachmittag in einer Pressekonferenz die aktuellen Regelungen für die Hauptstadt verkündet. Hacker eröffnet die Konferenz mit einer Entschuldigung von Bürgermeister Michael Ludwig, der aktuell in Quarantäne ist. Er sei einer von noch immer 54.000, die in Wien aktuell erkrankt sind. Die Pandemie sei nach wie vor nicht vorbei und daher weiterhin ein Thema.

Die Zahl der Neuaufnahmen in den Spitälern, sowie die Ansteckungsquote, gehe aber aktuell auch in Wien zurück. Mit kommendem Samstag werde es eine neue Verordnung geben, die daher „in den weitesten Zügen“ den Weg der Bundesregierung mitgeht:

  • Die 2-G-Regelung wird in allen Bereichen aufgehoben. Damit werden künftig weder tagsüber in Cafés und Restaurants, noch in der Nachtgastronomie Masken, Tests oder Nachweise verlangt.

  • Strenger bleibt die Regelung in Spitälern, Wohn- und Pflegeeinrichtungen. Man werde, diese Einrichtungen weiterhin nur mit gültigem PCR-Test besuchen können, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Für Spitalspersonal gilt künftig eine 2,5-G-Regel also geimpft, genesen oder PCR-getestet.

Der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds Michael Binder sieht die Entspannung auf den Normalstationen ebenfalls als „sehr, sehr guten Indikator“ für eine Entspannung der Gesamtsituation. In den nächsten zwei Monaten sei eine „deutliche Verbesserung“ der Lage zu erwarten. Hacker geht davon aus, dass Wien auf der Corona-Ampel in den kommenden zwei Wochen auf Gelb geschalten werde. Ende April, Anfang Mai könnte man sich dann der grünen Zone annähern. Ab Juni könne es aber wieder ein „deutliches Auf und Ab“ geben.

Prognosen für den Herbst könne man aber derzeit jedenfalls nicht treffen, mahnt Binder. Es gelte, sich dementsprechend vorzubereiten, in erster Linie mit der Impfung. Hacker ruft ebenfalls dazu auf, die Impfung auffrischen zu lassen, denn in den Spitälern habe es einen "Überhang von nicht geimpften Personen“ gegeben. Insbesondere Über-65-Jährige und Risiko-Patienten sollen beachten, dass in den Wiener Impfstraßen ab vier Monaten nach dem Drittstich wieder Impfungen zur Verfügung stehen. Für alle anderen Gruppen wird eine Auffrischung nach sechs Monaten empfohlen.

Die aktuelle Verordnung in Wien soll wie im Bund bis zum Beginn der Ferien gelten.

Opposition kritisiert die Verordnung

Die Oppositionspartei üben, wenig überraschend, Kritik an der neuen Corona-Verordnung. Diese fällt jedoch recht unterschiedlich aus. Während die Lockerungen für die FPÖ in gewohnter Manier noch zu gering ausfallen, hätte sich die SPÖ einen Plan für den Herbst und eine potenzielle neue Welle gewünscht. Auch die aktuelle Impfkampagne hält man für wenig wirksam. Die Neos kritisieren in erster Linie den „Sonderweg“ Österreichs. Speziell die auf ein Jahr beschränkte Gültigkeit des Grünen Passes sei, „nicht nachvollziehbar“. Neos-Pandemiesprecher Gerald Loacker fordert in einer Aussendung, dass das Ablaufdatum des Impfzertifikates entfernt werde, da noch keine Empfehlung für eine vierte Impfung vorliegt.

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