Leitartikel

Wer zu spät kommt, den bestraft die Inflation

FILE PHOTO: A shopper pays with a Euro bank note in a market in Nice
FILE PHOTO: A shopper pays with a Euro bank note in a market in NiceREUTERS
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Die EZB zeigt sich trotz Teuerung auf Rekordniveau weiter abwartend. Damit riskiert sie ihren größten Trumpf: das Vertrauen in ihre Handlungsfähigkeit.

„Wir werden uns dann mit dem Thema Zinsen beschäftigen, wenn es so weit ist.“ Diese Antwort von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf die Frage eines Journalisten, ob sie schon etwas Konkreteres hinsichtlich möglicher Zinserhöhungen sagen könne, steht sinnbildlich für die Politik der Zentralbank. Abwarten und Beobachten lautet das Motto der Währungshüter in Frankfurt. Obwohl sich das Inflationskarussell immer schneller dreht und die Teuerung in der Eurozone im März mit 7,5 Prozent einen neuen Rekordwert erreicht hat, gibt es keine Veränderung im Kurs der Zentralbank.

Wie im März beschlossen, soll zwar das Anleihenkaufprogramm bis zum dritten Quartal zurückgefahren werden, danach könne es „mittelfristig“ zu Zinserhöhungen kommen, so Lagarde. Nur um das klar darzustellen: Während die Inflationsrate gerade beinahe das Vierfache des eigentlichen Ziels von zwei Prozent ausmacht, pumpt die EZB zumindest bis Juli jeden Monat weiterhin Milliarden in die Märkte und sorgt so für ein weiteres Anheizen der Teuerung. Selbst bei sehr viel Verständnis dafür, dass Zentralbanken immer mit viel Bedacht agieren, lässt sich folgendes Bild nicht vermeiden: Es gibt hier ein Feuer. Und die Feuerwehr schüttet statt Wasser weiterhin Öl hinein.

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