Morgenglosse

Wladimir Putin hat seine Gegner unterschätzt

Putin an Bord des Kriegsschiffes Moskwa im Jahr 2014. Nun wurde das Schiff durch eine Explosion schwer beschädigt.
Putin an Bord des Kriegsschiffes Moskwa im Jahr 2014. Nun wurde das Schiff durch eine Explosion schwer beschädigt. via REUTERS
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Die ersten 50 Tage seines Ukraine-Feldzuges brachten für den Kreml-Chef böse Überraschungen. Doch noch ist der Krieg nicht zu Ende.

Die Europäer sind politisch unbedeutend, uneinig und schwach. Diese traurige Bestandsaufnahme haben die Mitgliedsländer der EU durch ihr Tun immer wieder bestätigt: Wie schwer fiel es ihnen doch oft, eine gemeinsame Linie in wichtigen außenpolitischen Fragen zu finden. Auch Wladimir Putin hielt die EU-Staaten für einen leichten Gegner. Jahrelang hatte er ja daran gearbeitet, sie gegeneinander auszuspielen. Doch nun prallt er gegen die harte Mauer an Strafmaßnahmen, die die Europäer mit den Amerikanern errichtet haben.

Dass die EU-Staaten an einem Strang ziehen können, wenn es ums Ganze geht, ist eine der Lehren der ersten 50 Tage des Ukraine-Krieges. Freilich: Es ist keine ausgemachte Sache, dass diese politische Front an allen Stellen hält. Die Frage etwa, ob man Russland auch mit einem Gasembargo belegen soll, wird noch für Zwist sorgen. Hier macht sich die strategische Vorarbeit beim Schaffen von Abhängigkeiten für Putin bezahlt.

Zerstörung des russischen Mythos

Der Kreml-Chef erlebte in den ersten 50 Tagen des Krieges auch eine andere – für ihn böse – Überraschung: Der Widerstand der Ukrainer war nicht so leicht zu brechen, wie er dachte. Auch internationale Experten hätten nicht darauf gewettet, dass sich die ukrainischen Streitkräfte so lang so gut halten. Und sie zeigen sich verwundert darüber, wie chaotisch Moskaus Militärplaner vorgegangen sind.

Natürlich: Russland ist eine Atommacht und hätte etwa nach einer Generalmobilmachung auch konventionell noch einiges aufzubieten. Der vom Kreml genährte Mythos unstoppbarer russischer Panzerdivisionen, die in kurzer Zeit ganz Europa überrollen könnten, ist jedoch zerstört. Putin hat seine militärischen Ziele vorerst nach unten geschraubt und will das eroberte Gebiet in der Ostukraine ausweiten. Dazu wären seine Truppen – womöglich – auch fähig. Zu Ende ist dieser Krieg noch nicht.

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