Pizzicato

Päpstlicher als der Papst

Rom wimmelt von Touristen und Pilgern wie in Vor-Corona-Zeiten, während sich der Osterritus in der Ewigen Stadt wirkmächtig entfaltet. Bei der Kreuzwegprozession vor dem Kolosseum wurde die Öffentlichkeit Zeuge, wie schwer der Papst an seinem Kreuz trägt – an der Last der Welt und an seiner eigenen.

Sein schmerzverkrümmtes Gesicht spiegelt den Zustand der Welt. Neulich hielt der Papst eine ukrainische Fahne aus Butscha hoch – eine Geste der Anteilnahme und Anklage. Und doch geben sich viele päpstlicher als der Papst, kritisieren dies und das. Die üblichen Kabalen und Vatikan-Intrigen eben. Und dann noch sein orthodoxer Widerpart, der Patriarch von Moskau: Kyrill, der Kriegstreiber. Dabei hat der Papst jüngst aus Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ zitiert. Doch die russische Seele bleibt dem Jesuiten aus Buenos Aires wohl auf ewig ein Rätsel. Wie ätzte einst Stalin, der verhinderte Gottesmann: „Wie viele Divisionen hat der Papst?“

Im Alter von Franziskus, von 85 Jahren und ein paar Zerquetschten, hat sein Vorgänger den Dienst als Stellvertreter Gottes quittiert. Am Samstag begeht Benedikt XVI. in der Abgeschiedenheit seiner Klause im Vatikan seinen 95. Geburtstag – an einem Karsamstag, an dem er auch auf die Welt gekommen ist. Franziskus stattete ihm einen Besuch ab. Ob er mit ihm tauschen will?

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

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