Analyse

Die Abkehr vom Pazifismus

Die pazifistische Grundeinstellung zur Landesverteidigung in Deutschland scheint sich zu drehen.
Die pazifistische Grundeinstellung zur Landesverteidigung in Deutschland scheint sich zu drehen.IMAGO/Eibner
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Der Angriff Russlands auf die Ukraine sorgt in Europa und auch in Ostasien für eine strategische Neuorientierung. Die Zeit der Zurückhaltung scheint vorbei zu sein. Es wird wieder aufgerüstet.

Panzerkolonnen rücken vor und werden von den Verteidigern aus der Deckung heraus mit Lenkwaffen beschossen. Städte liegen im Trommelfeuer der Artillerie und werden aus der Luft angegriffen. In den Straßen kämpfen Infanteristen gegeneinander. Und die schweren Gefechte und Angriffe auf zivile Ziele treiben Hunderttausende Menschen in die Flucht. Viele Beobachter hätten es bis vor Kurzem nicht vor möglich gehalten, dass Europa Schauplatz eines solch verheerenden Szenarios werden könnte.

Die letzten großen Kriege tobten hier im ehemaligen Jugoslawien – mit Belagerungen, Vertreibungen, Massenmord, unermesslichem Leid für die Zivilbevölkerung und einem Eingreifen der Nato. Das war in den 1990er-Jahren.


Mit Russland und der Ukraine kämpfen heute die beiden flächenmäßig größten Länder des Kontinents gegeneinander. Russland ist – trotz der Rückschläge auf dem Schlachtfeld – eine Großmacht mit einem gewaltigen Atomarsenal. Und die Länder in seiner Nachbarschaft wie Polen und die baltischen Staaten sehen im Überfall auf die Ukraine auch eine Gefährdung ihrer eigenen Sicherheit. „Das ist auch unser Krieg“, meinte dazu etwa eine polnische Parlamentsabgeordnete. Das neue Gefühl der Bedrohung durch Moskau reicht auch über Finnland und Schweden bis weiter in andere Teile Europas. Und selbst in Ostasien hat es Auswirkungen auf die strategischen Überlegungen.

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