Befreiung von der postsowjetischen Abhängigkeit. Pro-Maidan-Anhänger. Poltava, Ukraine 2014.
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Pazifismus: Feigheit oder Freiheit

Fernab des Krieges führen Intellektuelle einen abgehobenen Diskurs, als könnte man mit Pazifismus und Dialektik etwas gegen Raketen und Streubomben ausrichten. Der westliche Elfenbeinturm nützt der Ukraine nichts.

Künstler und Intellektuelle im Westen haben es leicht, sie müssen für nichts ihren Kopf hinhalten – dialektische Diskurse über „Meta-Narrative“ zu führen ist gänzlich ungefährlich. Da mag Marlene Streeruwitz lieber über männlichen Narzissmus und „unseren Selbstbetrug“ reflektieren, als sich mit dem auseinanderzusetzen, was tödliche Realität in der Ukraine ist. Stattdessen schreibt sie von „Kriegsspielerei“, als fände der Krieg in der Sandkiste statt. Und: „Es werden Meta-Schicksale dekretiert, die unsere Kleinrealitäten außer Kraft setzen.“ Wieso „unsere“? Geht es denn hier um unsere Befindlichkeit?

Nicht wenige Kommentare zeugen von einer merkwürdigen Selbstschau oder einer bedenklichen Verrückung der Argumente. Kaum wurden die ersten Sanktionen publik, haben Kulturverantwortliche wie der Staatsoperndirektor oder Markus Hinterhäuser sofort Partei für russische Künstler ergriffen, es wäre doch ungehörig, von ihnen zu verlangen, sich gegen Putins Krieg auszusprechen. Der italienische Regisseur Romeo Castellucci begründete diese Haltung damit, dass Kunst das Gewissen für die Politik sei. Künstler sollte man daher nicht nötigen, sondern „weiterhin kreativ“ sein lassen . . .

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