Nach Jahren der Attentate und US-Drohnenangriffe ist der Krieg in Afghanistan vorüber. Doch seit der Machtübernahme der Taliban peinigt Hunger das Land. Die Extremisten schränken sukzessive die Rechte von Frauen ein. Ehemalige Regierungssoldaten sind aus Angst untergetaucht. Ein Lokalaugenschein.
Tagelöhner schieben ihre Koffer in Wagen vor sich her. Reisende kommen und gehen. Das Flughafengelände wirkt sauber und aufgeräumt. Wer in diesen Tagen am Hamid-Karzai-Airport in Kabul landet, könnte meinen, dass sich hier die dramatischen Szenen aus dem vergangenen August nie ereignet hätten. Damals, als unzählige Afghanen in das Areal des Flughafens gedrängt hatten. In der Hoffnung, doch noch in eine der internationalen Militärmaschinen zu gelangen und so aus der afghanischen Hauptstadt fliehen zu können. Kurz zuvor waren die Extremisten der Taliban in Kabul einmarschiert.
Doch die Ruhe trügt. Dass mittlerweile vieles anders ist, zeigt gerade die Situation des afghanischen Ex-Präsidenten, nach dem der Flughafen benannt ist: Seit dem Abzug der Nato-Truppen und der Machtübernahme der Taliban steht Hamid Karzai de facto unter Hausarrest. Die meisten anderen Politiker, allen voran der letzte Präsident des Landes, Ashraf Ghani, hatten wegen der Rückkehr der Taliban das Land verlassen. Karzai entschied sich zu bleiben. Nur seine Ehefrau und seine Kinder sollen mittlerweile im Ausland leben.