Es fliegen die Fetzen: Die Immobiliengesellschaft Atrium sei "schamlos und systematisch ausgeräumt" worden, so Meinl Bankvorstand Peter Weinzierl. Er bestreitet, dass es sich dabei um eine Retourkutsche handelt.
Wien. Zwischen der Meinl Bank und dem Management der Immobiliengesellschaft Atrium (früher Meinl European Land, MEL) fliegen die Fetzen: Im Sommer hat Atrium gegen die Meinl Bank und Julius Meinl V. eine 2,1 Mrd. Euro schwere Schadenersatzklage eingebracht. Nun klagt die Meinl Bank die Atrium-Führung auf 1,2 Mrd. Euro.
Bankvorstand Peter Weinzierl bestreitet, dass es sich dabei um eine Retourkutsche handelt. Zwar habe die Meinl Bank an den Arbeiten zu ihrer Klage erst nach den juristischen Schritten von Atrium im Sommer begonnen, aber es gebe keinen „unmittelbaren Konnex“.
Die Immobilienfirma MEL wurde einst von der Meinl Bank gegründet und an die Wiener Börse gebracht. Im Frühjahr 2008 übernahmen die US-Bank Citigroup und der israelische Immobilienfonds Gazit Globe das Ruder. Sie tauften MEL in Atrium um und zahlten der Meinl Bank für die Auflösung der Managementverträge 280 Mio. Euro.
Gibt es belastendes Material?
Die neuen Eigentümer der Immobiliengesellschaften setzten ein Expertenteam ein, das die MEL-Geschäfte der vergangenen Jahre unter die Lupe nahm. Dabei sollen sie belastendes Material entdeckt haben. Citigroup und Gazit werfen der Meinl Bank und Julius Meinl V. vor, sich in der Vergangenheit auf Kosten von MEL bereichert zu haben, was diese zurückweisen.
Nun behauptet die Meinl Bank, das neue Atrium-Management habe Vermögensverschiebungen zulasten von Atrium-Anlegern durchgeführt, gegen den Einstiegsvertrag und einen Hauptversammlungsbeschluss verstoßen. Atrium-Chairman Chaim Katzman und CEO Rachel Levine hätten das Unternehmen „schamlos und systematisch ausgeräumt“, so Weinzierl. Das „System Katzman“ soll bei Atrium in 24 Monaten einen Schaden von 1,2 Mrd. Euro verursacht haben. Das Atrium-Management bestreitet dies. Die Meinl Bank würde zwei Transaktionen gerichtlich angreifen, die „von unabhängigen Stellen geprüft und genehmigt und auch von Meinl selbst genehmigt worden waren“, so Atrium.
Sollte sich die Meinl Bank durchsetzen, kommt das Geld allen Atrium-Anlegern zugute. Die Meinl Bank selbst profitiere laut Weinzierl nur gering, da sie weniger als ein Prozent an Atrium hält. „Ich bedauere es natürlich sehr, dass Sie uns den Altruismus nicht glauben“, sagte Weinzierl zu Pressevertretern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.11.2010)