Hermann Nitsch im Technischen Museum
1938 - 2022

Aktionskünstler Hermann Nitsch ist verstorben

Nur wenige Tage nach der Ankündigung einer Neuauflage seines legendären Orgien-Mysterien-Theaters verstarb der Mitbegründer des Wiener Aktionismus im Alter von 83 Jahren.

Hermann Nitsch, einer der bekanntesten Künstler Österreichs, ist tot: Nur wenige Tage nach der Ankündigung einer Neuauflage seines legendären Orgien-Mysterien-Theaters verstarb er im Alter von 83 Jahren, berichtet der ORF am Dienstag unter Berufung auf die Familie des Künstlers. Der Mitbegründer des Wiener Aktionismus sei „sehr friedlich" eingeschlafen, bestätigt seine Frau Rita Nitsch.

>> Hier zum ausführlichen Nachruf von "Presse"-Kunstkritikerin Almuth Spiegler.

„Wir wissen alle, wir werden unter Schmerzen geboren und - ich werde das bald einmal erfahren - auch das Sterben hat wahrscheinlich etwas mit Schmerzen zu tun“, sagte Nitsch anlässlich seines 80. Geburtstages gegenüber dem ORF Niederösterreich. Über seine Arbeit meinte er damals, er wolle damit „eigentlich alles zeigen, was es gibt. Passion, den Tod, Leid, Wollust, innigste Freude, Seinsmüßigkeit, eben auch den Schmerz.“ 

Von Schrei- und Lärmaktionen bis Lammzerreissungen

Nitsch wurde am 29. August 1938 in Wien geboren. Er gilt als Gründer des Wiener Aktionismus. Nach einer diplomierten Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien von 1953 bis 1958 übernahm er eine Stelle als Gebrauchsgrafiker am technischen Museum der Stadt.

Im Jahr 1960 fanden seine ersten Malaktionen statt, die die Idee des sogenannten Orgien-Mysterien-Theaters umzusetzen versuchten. Die Aktionen, bei denen es um das intensive sinnliche Erleben verschiedenster Substanzen und Flüssigkeiten geht, werden in den folgenden Jahren immer provokativer. „Nach Schrei- und Lärmaktionen als Abreaktionsspiele realisiert Nitsch Lammzerreissungen, die zu weiteren Aktionen mit Fleisch führen“, heißt es auf der Homepage des „Nitschmuseums".

1971 kaufte Nitsch das niederösterreichische Schloss Prinzendorf aus dem Besitz der Kirche, wo er fortan nicht nur malerische, sondern auch musikalische Kunst ausstellte - zu letzteren zählten Lärmorchester, Schreichöre und elektronisch verstärkte Instrumente. Als Höhepunkt von Nitschs Projekten gelten seine Schüttbilder und sein Orgien Mysterien Theater: Dessen Höhepunkt war das 1998 auf Schloss Prinzendorf umgesetzte Sechs-Tage-Spiel. Heuer sollte es wieder stattfinden, zumindest die ersten beiden Tage am 30. und 31. Juli. Nitsch wird es nun nicht mehr erleben. >>> Aus dem Archiv: Hermann Nitsch: „Ich habe die Schwelle Bayreuths geküsst“

In einem seiner letzten Interviews mit der „Presse“ sprach er mit Almuth Spiegler über seine Pläne für die „Walküre“ bei den Bayreuther Festspielen und seine Liebe zur Musik, die er mit eigenen Kompositionen zum Ausdruck brachte.

Nitsch 2003 während einer Blut-Performance in der Frankfurter Kunsthalle Schirn
Nitsch 2003 während einer Blut-Performance in der Frankfurter Kunsthalle SchirnAPA/dpa/dpaweb

(hell)

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