Morgenglosse

Der schiefe Test von Pisa: Ein Wahrzeichen für die Bildung

Die internationale Vergleichsstudie mag Konstruktionsfehler haben. Sie lässt uns aber zurecht regelmäßig über das Thema Bildung diskutieren.

Seit 22 Jahren nimmt Österreich am Pisa-Test teil  - und genau so lange gibt es Kritik daran. Pünktlich vor dem heute, Mittwoch, beginnenden neuerlichen Testdurchgang ist sie wieder laut geworden. „Hinausgeschmissenes Geld“ sei die internationale Studie, sagte Bildungswissenschafter Stefan Hopmann. Das muss man aber nicht so sehen.

Der Test - die Abkürzung Pisa steht übrigens für Programme for International Student Assessment - mag vielleicht ähnlich schief wie der Turm in der gleichnamigen italienischen Stadt sein und den ein oder anderen Konstruktionsfehler haben. Doch das ist noch lange kein Grund, ihn „abzureißen“. Denn er ist zu so etwas wie einem Wahrzeichen für den Wert der Bildung geworden. Der Pisa-Test hat dem oft vernachlässigten Thema jenen Stellenwert in der öffentlichen und politischen Diskussion gegeben, den es verdient.

Wir dürfen - und sollen - uns alle drei Jahre über die veröffentlichten Ergebnisse erschrecken. Es kann als wohlhabende Industrienation nicht unser Anspruch sein, im internationalen Mittelmaß zu verharren, schon gar nicht angesichts der vergleichsweise hohen Bildungsausgaben. Und wenn jeder vierte 15- bis 16-Jährige so schlecht liest, dass er es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben wird, dann reicht es nicht, über etwaige Unzulänglichkeiten in der Methodik des Pisa-Tests zu reden. Da liegt schon mehr im Argen.

Die Lösung dieser Probleme wird man nicht eins zu eins bei den Pisa-Siegern finden - nicht im Gesamtschulsystem des früheren Musterschülers Finnland und nicht bei den Strebern im asiatischen Raum. Wir wollen weder eine so hohe Jugendarbeitslosigkeit noch einen so großen Leistungsdruck und Drill haben. Wir sollten uns aber um eine geringere Leistungskluft zwischen den sozialen Schichten, den Herkunftsländern und den Geschlechtern bemühen. Die ist nämlich nicht gottgegeben. Diesen Befund hält uns Pisa vor Augen.

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