Wiener Ansichten

Türkenritthof: Wie man Geschichte korrekt entsorgt

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Was ist schon Volksbildung gegen modernes Mistmanagement? Beobachtungen in Hernals.

Grundsätzlich, so hoffen wir, ist der Mensch ja gut. Jedenfalls streben wir weit mehrheitlich danach, unser Leben entlang vornehmer Werte zu gestalten (zumindest solange es nicht allzu große Mühe macht). Was aber, wenn der eine Wert uns an der Beachtung eines anderen verhindert? Wenn, sagen wir, das Gebot der Ressourcenschonung mit jenem der Bildung kollidiert?

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Wie Wiens Gemeindebauverwalter derlei Konflikte lösen, ist in der Hernalser Hauptstraße 190–192 zu entdecken. Dort befindet sich, errichtet in den 1920ern, der Türkenritthof. Und dass sich unter diesem Namen heute kaum jemand Konkretes vorstellen kann, wird wohl daran liegen, dass der Brauch, an den er erinnert, seit einem Vierteljahrtausend – dankenswerterweise – außer Brauch gekommen ist.
Türkenritt nämlich wurde jene Hernalser Volksgaudi genannt, bei der in zweifelhaftem Gedenken an die Befreiung von osmanischer Belagerung ein als Pascha verkleideter Eingeborener, verkehrt herum auf einem Esel sitzend, durch die Gassen getrieben wurde, Vorwand für eine allgemeine Sauferei, die schon Joseph II. für peinlich genug hielt, sie dauerhaft zu untersagen. Was wiederum das Rote Wien nicht daran hinderte, ihr 150 Jahre später in Gestalt eines Gemeindebaus von ansehnlicher Größe ein Denkmal zu setzen.

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