Architekturausstellung

Wie Architektur das Land aufwertet

Mehr als nur ein Sehnsuchtsort: Eine Ausstellung zeigt, wie Architektur und Baukultur das Land aufwertet, Perspektiven eröffnet und dabei auch das Selbstbewusstsein hochschrauben kann.

Land und Stadt. Dass man das eine vom anderen scharf trennen könne wie Schwarz von Weiß, von dieser Illusion hat man sich längst gelöst. Alles scheint im universalen Sowohl-als-auch zu überblenden. Auch in Österreich fühlen sich manche Regionen ästhetisch und funktional längst so an, als hätte da jemand scheint eine Stadt zwischen den Bergen ausgeschüttet. Anderen Gegenden dagegen will man das Merkmal „Land“ dann doch ansehen, an den Dächern der Häuser, an den Materialien, aus denen sie entstanden sind, oder an der Anzahl der Blumenbalkone. Darin manifestiert sich auch ein untrüglicher Charakterzug einiger Regionen: der Gestaltungswille und die baukulturelle Haltung dahinter. In Österreich schiebt sich bei diesen Gedanken unweigerlich der Bregenzerwald ins Vorbewusstsein. An anderer Stelle blitzen dagegen weniger idyllische Bilder auf: Einfamilienhäuser etwa, die mit dem Land und ihren baulichen Traditionen so viel zu tun haben wie der Swimmingpool im Garten mit dem See in der Landschaft. Eine Ausstellung des Deutschen Architekturmuseums (DAM) nähert sich dem „Land“ nun, ohne es als romantisierten Sehnsuchtsort zu verstehen. „Schön hier. Architektur auf dem Land“ breitet keine idyllischen Vorstellungen aus.

Michael Heinrich

Vielmehr Perspektiven, wie Architektur und Baukultur jene Flächen des Planeten aufwerten kann, auf denen sich genauso entscheidet, wie die Klimakrise dereinst ausgeht. „Hierbei geht es natürlich immanent auch um die Themen Flächenverbrauch und Bodenversiegelung“, sagt Stefanie Lampe, die gemeinsam mit Annette Becker und Lessano Negussie die Schau kuratiert hat. Und gerade in diesem Themenfeld demonstrieren auch viele der 70 ausgewählten Projekte, was die Architektur am Land vielleicht am dringendsten braucht: den intelligenten Umgang damit, was schon vorhanden ist. „Dazu gehört natürlich auch einfach der bauliche Bestand“, sagt Lampe. Bauernhäuser, aufgelassene Klöster, Scheunen. Die Architektur kann ihnen neue Nutzungen und damit Zukunft injizieren. Die Ausstellung selbst beweist es schon irgendwie: Sie präsentiert der Öffentlichkeit in einer Scheune, im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu Anspach.

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