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Ein neuer Kundenverärgerungstrick

Bis man endlich im Flugzeug sitzt, hat man unter Umständen schon mehrfach abgelegt. Neuerdings auch fürs  Handgepäck bei sogenannten Billigairlines.
Bis man endlich im Flugzeug sitzt, hat man unter Umständen schon mehrfach abgelegt. Neuerdings auch fürs Handgepäck bei sogenannten Billigairlines. unsplash
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Plattformen, Mittelsfirmen und Airlines versus Kunden – Geschichte einer toxischen Beziehung.

Ich suchte einen Flug nach Kreta. Die Suchmaschine zeigte Billigfluglinien an, obwohl die Flüge nicht billig waren. Ich machte mich an die Ochsentour der Ablehnung jener unnötigen „Angebote“, kam auch an diese unverschämt ehr­liche Stelle, wo ich mich „gegen den Zusammenbruch der Airline“ versichern konnte. So poetisch und sprachlich ­lustig, dachte ich begeistert, verarschen sie unabsichtlich ihr eigenes Geschäfts­modell!


Kurios ist das ganze System: Wir buchen auf Websites, auf denen undurchsichtige Mittelsfirmen Flüge von Airlines anbieten. Beim Kauf eines Produkts schlüpfen also drei Player gleichzeitig zu uns ins Bett. Kein Wunder, dass eine toxische Beziehung entsteht – geben sich unsere Geschäftspartner doch alle Mühe, uns zu verärgern, indem sie offen tricksen, um den Schwächsten unter uns absurde Zusatzkosten anzuhängen, während sie so tun, als unterbreiteten sie uns seriöse Angebote (nur stellen sie die Ablehnungsbuttons grafisch ganz winzig dar).


Die Billigfluglinien haben sich jetzt einen neuen Kundenverärgerungstrick ausgedacht – nicht nur das Aufgabe­gepäck, nein, inzwischen ist beim Flugpreis auch das Handgepäck exkludiert. So wirken Angebote billiger. Die Handgepäckspreise reichen dabei, völlig willkürlich („randomly distributed“?), von 25 bis 150 Euro pro Strecke. Um diese verdeckten Kosten zu eruieren, muss man den Buchungsprozess in die Wege leiten. Kein Wunder, dass auf Kundenseite spätestens hier blanker Hass aufsteigt. Wozu machen die Fluglinien anderswo Wohlfühlwerbung, wenn sie im Netz dermaßen ihre Hose herunterlassen?

In meinem Kreta-Fall funktionierte alles. Bis auf die Kreditkartenzahlung, bei deren „Verarbeitung“ ein „Fehler auftrat“. Ich ging T-Shirts kaufen, nein, die Karte war okay. Ich buchte erneut, scheiterte wieder. Neun Mal insgesamt. Beim zehnten Versuch gelang die Buchung. Leider informierte mich ein Mail nachträglich, dass offenbar auch der achte Versuch (trotz der Benachrichtigung „Verarbeitungsfehler“) gelungen war. So hab’ ich zwei identische, teure Billigflüge gebucht. Zum Glück nicht zehn.

("Die Presse Schaufenster" vom 08.04.2022)

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