Wimbledon

Keine Russen auf dem heiligen Rasen

(c) Getty Images (Clive Brunskill)
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Trotz Ukraine-Kriegs feiern russische Profis weiterhin Siege, Wimbledon will das nun ändern. Das Grand-Slam-Turnier verwehrt Topstars wie Daniil Medwedew die Teilnahme – auch weil die britische Regierung den Druck erhöht.

London. WTA-Boss Steve Simon galt als Lichtgestalt unter den Funktionären des Weltsports. Mit seiner Hartnäckigkeit gegenüber China in der Causa um die zwischenzeitlich vermisste Tennisspielerin Peng Shuai erntete der Chef der Damentour Lob von allen Seiten. Der Tenor: Endlich ein Topfunktionär, der Rückgrat beweist. Nach wie vor gibt es keine WTA-Turniere in China, so lang nicht, bis Peng Shuais Missbrauchsvorwürfe zu seiner Zufriedenheit aufgeklärt seien, erklärte Simon.

In der Russland-Frage aber zögert er ebenso wie Andrea Gaudenzi, sein weit weniger profiliertes Pendant von der Männertour ATP. Während Russen und Belarussen wegen des Ukraine-Kriegs praktisch aus dem Weltsport verbannt sind, spielen sie weiter auf WTA- und ATP-Tour. Unter neutraler Flagge zwar, aber nicht weniger erfolgreich: Vier Russen sind unter den Top 30 des ATP-Rankings, drei Russinnen in den Top 30 der WTA. Simon sagt dazu: „Wir haben niemals Athleten aus der Tour ausgeschlossen wegen politischer Positionen ihrer Führungsriege. Diese individuellen Athleten sollten nicht diejenigen sein, die für die Entscheidungen eines autoritären Regimes bestraft werden.“

Ein Alleingang

Nun aber nahm Gestalt an, worüber seit einigen Wochen hinter den Kulissen diskutiert worden war: Wimbledon, das prestigeträchtigste aller Tennisturniere und als Grand-Slam-Event außerhalb der Einflusssphäre von ATP und WTA, macht einen Alleingang. Alle russischen und belarussischen Spieler werden für die diesjährige Auflage (ab 27. Juni) ausgeschlossen. Das hatten „New York Times“ und die britische „Times“ berichtet, Mittwochabend kam von den Organisatoren des All England Club die Bestätigung.

Wimbledon ist damit Vorreiter. Bei den laufenden ATP- und WTA-Turnieren diese Woche (Barcelona, Belgrad bzw. Stuttgart, Istanbul) schlagen Russen und Belarussen auf, auch die French Open (ab 22. Mai) haben bisher nichts von einem Ausschluss verlautbart. Der Wimbledon-Bann ist ein starkes Signal. Er trifft Topstars wie Daniil Medwedew (ATP 2), Andrej Rubljow (ATP 8), Anastassija Pawljutschenkowa (WTA 15) und die Belarussinen Aryna Sabalenka (WTA 4) und Wiktoryja Asaranka (WTA 18).

Hinter dem Wimbledon-Vorstoß steht auch die britische Regierung. Sportminister Nigel Huddleston macht Druck, dem Politiker sind die Friedensparolen von Medwedew und Co. für ein Antreten auf dem heiligen Londoner Rasen zu wenig. „Wir benötigen Garantien, dass sie keine Unterstützer von Wladimir Putin sind.“

Außerdem gab es zahlreiche Aufrufe von ukrainischen Tennisprofis, die einen Russland-Bann fordern. Etwa von Sergiy Stakhovsky und Alexandr Dolgopolov, die mittlerweile in der ukrainischen Armee dienen, oder von der aufstrebenden Marta Kostyuk.

(joe)

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