Der Franzose Eric Cantona war schon auf dem Fußball-Feld ein Rebell. Nun fordert er zum Banken-Sturm auf. Dieser ist für 7. Dezember geplant.
Am 7. Dezember 2010 soll es zur nächsten Finanzkrise kommen. Der simple Plan: Weltweit sollen sich möglichst viele Menschen auf den Weg zu ihrer Bank machen und sämtliches Geld abheben, das auf sich auf ihren Spar- und Girokonten befindet (DiePresse.com berichtete unter dem Titel "Banken-Crash mit Ansage"). Nun erhält die Initiative prominenten Zulauf: Der ehemalige französische Profi-Fußballer Eric Cantona will an der Finanz-"Revolution" teilhaben, wie der britische "Guardian" berichtet.
"Keine Waffen, kein Blut"
In einem Interview mit der französischen Regionalzeitung "Presse Océan" ruft er ebenfalls zum Sturm auf die Banken auf. "Das System ist auf der Macht der Banken aufgebaut. Also kann es auch durch die Banken zerstört werden. Wenn drei Millionen Menschen nicht auf die Straße gehen, sondern ihr Geld aus den Banken abziehen, werden diese zusammenbrechen", ist Cantona überzeugt. Er rechnet mit einer "sozialen und ökonomischen Revolution" als Folge des Protests. Das Interview, das auch gefilmt wurde, ist mittlerweile ein YouTube-Hit (140.000 Aufrufe).
Cantona-Interview
"Wir nehmen keine Waffen um Menschen zu töten, um eine Revolution zu starten. Eine Revolution ist heutzutage wirklich einfach", sagt Cantona. "Keine Waffen, kein Blut, nichts dieser Art", sei nötig. Sein Schluss: "Es ist nicht kompliziert und in diesem Fall werden sie uns zuhören. Die Gewerkschaften? Manchmal müssen wohl wir ihnen die Ideen liefern".
"Dumm, in jedem Sinn"
Die Organisatoren des Banken-Sturms sind vom Interesse, das ihnen entgegen schlägt, selbst überrascht. "Es hat sich wirklich ausgebreitet. Jetzt gibt es Facebook-Events in Italien, Rumänien, Bulgarien und sogar Südkorea", sagt Yann Sarfati, Gründungsmitglied von "Stopbanque". "Wir sind keine Anarchisten, noch gehören wir irgendeiner Partei oder Gewerkschaft an", betont er. "Wir sind nicht einmal eine Organisation. Wir haben uns nur gedacht, dies sei ein anderer Weg, zu protestieren".
Valérie Ohannesian von der französischen Bankvereinigung warnt hingegen. Der Aufruf zum Banken-Sturm sei "dumm, in jedem Sinn". Sie spricht in diesem Zusammenhang von einem Freibrief für Diebe und Geldwäscher. "Meine erste Reaktion war zu lachen. Das ist totat idiotisch". Und im Fall von Cantona zweifelt sie an der praktischen Umsetzbarkeit: "Wenn Cantona sein Geld von der Bank abheben will, wird er wohl einige Geldkoffer benötigen".
Kung Fu-Sprung machte Cantona (berühmt-)berüchtigt
In Manchester wird Cantona noch heute verehrt. Von 1992 bis 1997 glänzte der Mann aus Marseille auf der Insel mit tollem Spiel, aber auch mit Charisma. Die ManU-Fans wählten ihn zum "Fußballer des Jahrhunderts", und immer noch kennt jedes Kind in der tristen Industriestadt das Lied "Uh, ah, Cantona...what a friend we have in Jesus, and his name is Cantona!".
Weltberühmt wurde das "Enfant Terrible" 1995 mit einem "Kung-Fu-Sprung" gegen einen Fan, der ihn zuvor bespuckt und beleidigt hatte. Er wurde daraufhin für mehrere Monate gesperrt. Wegen seiner Auseinandersetzungen mit Mitspielern, Fans, Schiedsrichtern, Funktionären und Journalisten war Cantona in Frankreich sogar derart unbeliebt und umstritten, dass er 1991 drauf und dran war, mit 28 vorzeitig die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen. Dass seine "Ausbrüche" nicht völlig der Vergangenheit angehören, bewies Cantona im Mai 2009, als er bei der Beach-Soccer-EM einem Schweizer Coach ins Gesicht schlug.
(Red.)