Schlacht um Stahlwerk

Im belagerten Mariupol: „Wir werden kämpfen bis zur letzten Patrone“

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Dramatische Parolen und Hilfsappelle dringen aus dem belagerten Stahlwerk am Asowschen Meer. Die russischen Truppen fordern die ukrainischen Verbände zur Aufgabe auf. Die sehen darin freilich nur einen schmutzigen Trick. Sie erinnern sich an ein Massaker 2014 im Donbass.

Normalerweise ist er die Ruhe in Person. „Ich kenne das Asow-Stahl-Werk, ich habe selbst dort gearbeitet. Wir brauchen einen humanitären Korridor für zwei bis drei Tage. Helft uns endlich!“, fleht Serhij Taruta auf einer Videoaufnahme. Der Abgeordnete sitzt in schwarzer Jacke in einem Büro und soll in einer Zoom-Schaltung für einen ukrainischen TV-Sender über die Lage in seiner Heimatstadt Mariupol sprechen. Doch die TV-Journalistin hat keine Geduld. Da überschlägt sich Tarutas Stimme. Gerade wurde das Werkspital des Metallurgiekombinats Asow-Stahl bombardiert. „Mindestens 300 Zivilisten, darunter Kinder, sind dort gefangen.“

Wo sich der ukrainische Abgeordnete und einst einflussreiche Oligarch aufhält, ist unklar. Klar ist nur, dass Tarutas Herz für Mariupol schlägt. Die 450.000-Einwohner-Stadt ist seit 51 Tagen von russischen Truppen umzingelt. Der Belagerungsring hat sich immer mehr zusammengezogen.

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