Leitartikel

Es wird Zeit, dass sich der Staat wieder mehr zurücknimmt

Die kalte Progression ist nur ein Symbol dafür, dass die Steuergerechtigkeit in diesem Land kontinuierlich abnimmt. Leistung zahlt sich immer weniger aus.

Jetzt kann sich der Finanzminister also doch vorstellen, auf seinen fleißigsten Geldeintreiber zu verzichten. Er werde bis Sommer prüfen lassen, ob die kalte Progression im kommenden Jahr abgeschafft wird, sagte Magnus Brunner. Klingt an Tagen wie diesen gar nicht spektakulär, eher nach einem Luxusproblem. Anderswo wird Krieg geführt, sind Menschen auf der Flucht, und wir diskutieren über die kalte Progression. Geht's uns nicht gut?

Ja, es geht uns vergleichsweise gut. Aber die Frage muss heißen: Wie lang noch? Heute sagt keiner mehr: Euch soll es einmal besser gehen. Denn mit dem Satz aus früheren Tagen war auch die Überzeugung verknüpft, dass jeder es schaffen kann, wenn er tüchtig und fleißig ist. Diesen Satz unterschreiben mittlerweile immer weniger Menschen. Viele haben den Eindruck, dass sie sich noch so anstrengen können, eine eigene Wohnung oder gar ein Haus werden sie sich ohne Hilfe wohlhabender Eltern und Großeltern dennoch nicht leisten können.
Wozu noch anstrengen? Dann lieber Work-Life-Balance, statt für jede zusätzlich Arbeitsstunde knapp die Hälfte des Lohnes an den Staat abzugeben.

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