U-Ausschuss

"War reiner Opfer-Stick": Staatsanwalt über Kloibmüller-Chats

Bernd Schneider  auf dem Weg in den U-Ausschuss
Bernd Schneider auf dem Weg in den U-AusschussIMAGO/SEPA.Media
  • Drucken

Die Opposition sieht in Staatsanwalt Bernd Schneider eine Vertrauensperson der ÖVP in der Justiz. Er war für die Ermittlungen rund um die Herstellung des "Ibiza"-Videos zuständig.

Der Untersuchungsausschuss rund um die Frage nach etwaiger Korruption in den reihen der ÖVP hat sich am Donnerstag um die mögliche Einflussnahme auf Ermittlungsarbeiten gedreht. Den Anfang machte Staatsanwalt Bernd Schneider, in dem die Opposition eine Vertrauensperson der ÖVP in der Justiz vermutet. Ihm wurde vorgeworfen, den USB-Stick mit den Kloibmüller-Chats absichtlich nicht zum Akt genommen zu haben, um das Verfahren dadurch zu verschleppen. Seine Begründung: "Es war ein reiner Opfer-Stick."

Schneider, mit dem am Vormittag die Befragungen begann, war unter anderem bei der Staatsanwaltschaft Wien federführend für die Ermittlungen zu den kriminellen Aspekten rund um die Herstellung des "Ibiza"-Videos zuständig. Er sei der Staatsanwalt, "den die ÖVP sich wünscht, wenn es um heikle Verfahren geht", hatte vor Sitzungsbeginn SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer befunden. Schneider gab an, seit Dezember 2021 - auf eigenen Wunsch und aus privaten Gründen - bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten tätig zu sein.

Kloibmüller "zu meiner Schande" anfangs nicht gekannt

Mit den Chats sei er erstmals im Februar oder März 2021 in Kontakt gekommen, sagte Schneider zu Beginn seiner Befragung. Damals sei der entsprechende USB-Stick bei einer von ihm angeordneten Hausdurchsuchung zum BVT-Akt gefunden worden. Der Stick sei unverzüglich einem IT-Experten zur Auswertung übergeben worden, damals sei der ehemalige Kabinettschef Michael Kloibmüller in diesem Fall als Opfer anzusehen gewesen. Allerdings habe die Auswertung "länger gedauert, als ich bei der Staatsanwaltschaft Wien war".

Kloibmüller selbst habe er - "zu meiner Schande" - anfangs nicht gekannt, sagte Schneider im U-Ausschuss aus. Dieser habe ihn aber angerufen und um Akteneinsicht gebeten, nachdem er erfahren hatte, dass er als Opfer im Verfahren gegen einen ehemaligen Beamten des einstigen Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) geführt wird.

Zu seinem Verhältnis zum ehemaligen Justiz-Sektionschef Pilnacek sagte Schneider, dieses sei rein dienstlich gewesen, seit Aufkommen des Ibiza-Videos haber er ihn nur einmal getroffen, den Leitenden Oberstaatsanwalt Johann Fuchs nur zwei Mal im Untersuchungszeitraum. Den Begriff "System Pilnacek" kenne er nur aus den Medien.

Nach Fuchs wird die derzeit karenzierte Korruptionsstaatsanwältin Linda Poppenwimmer befragt. Deren Wechsel zur Rechtsanwaltskanzlei Ainedter & Ainedter hatte vergangenen November für öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt. Die Opposition schreibt ihr die Funktion eines "Maulwurfs" in der Korruptionsstaatsanwaltschaft zu. Aufgetauchte Chats zeigten, dass die Juristin Interna aus Besprechungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) an ihren Vorgesetzten, den Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Fuchs, weitergetragen hat.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

OeVP-KORRUPTIONS-U-AUSSCHUSS: PIRKER
U-Ausschuss

„Pilnacek und ich sind keine Freunde“

Am Mittwoch kamen hohe Mitarbeiter aus dem Finanz- und Justizministerium ins Parlament. So wurden neue Details bekannt: Das Justizressort zeigte Sektionschef Pilnacek an.
Clemens-Wolfgang Niedrist (Kabinettschef im Finanzministerium)
U-Ausschuss

Kabinettchef: Blümels Laptop war in der Wickeltasche

Clemens-Wolfgang Niedrist ist nach wie vor im Finanzministerium  tätig. Die FPÖ sieht in ihm ein "Paradebeispiel für eine türkise Karriere".
OeVP-KORRUPTIONS-U-AUSSCHUSS: AKTENWAGEN
Vorschau

U-Ausschuss beleuchtet Jobwechsel und interne Chats

Auskünfte aus der zweiten Reihe: Diese Woche sind zwar keine Prominenten geladen, aber wichtige Personen mit einem dichten Netzwerk.
Symbolbild: Aktenwagen im U-Ausschuss
U-Ausschuss

ÖVP will Chats zwischen Schmid und SPÖ beleuchten

Die Volkspartei hat einen Fristsetzungsantrag eingebracht. Das Justizministerium soll demnach veranlassen, dass Nachrichten von Ex-Finanz-Generalsekretär Thomas Schmid ausgehändigt werden.
Park Palais Liechtenstein
Fürstenfamilie

U-Ausschuss will Steuervorgänge bei Palais Liechtenstein prüfen

Bei der Befragung von Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling aufs Tapet gebrachte Chats werfen die Frage von Interventionen zur steuerlichen Einstufung auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.