200 Jahre Laufstadt Wien

"Widerliche Menschenhetze": Als Laufen in Wien verpönt war

Heute ist Laufen aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Das war nicht immer so.
Heute ist Laufen aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. Das war nicht immer so.(c) Getty Images
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Das im Mai 1822 erstmals ausgetragene „Lauferfest“ war ein Spektakel. Die Adeligen wetteten auf ihre laufenden Dienstboten, die Bevölkerung jubelte. Doch in den 1840er Jahren kippte die Stimmung.

Als am 1. Mai 1822 im Wiener Prater zum Saisonauftakt auf der Hauptallee das erste „Lauferfest“ stattfand, war dieses für die Bewohner der Stadt ein faszinierendes Spektakel, aus dem sie aus allen Bezirken herbeiströmten. „Das Publikum verfolgte die Rennen Mund und Nase aufsperrend und mit amüsiertem Kopfschütteln“, wie Kulturhistoriker Stephan Oettermann in seinem Buch „Läufer und Vorläufer“ schreibt. Ganz ähnlich wie beim damals üblichen Zurschaustellen von merkwürdigen Tieren und Menschen.

Selbst zu laufen, daran hätte niemand gedacht. Weder die Adeligen, deren Berufsläufer zum Event antraten, noch die applaudierenden Massen. Laufen galt als gesundheitsschädigend, weshalb die traditionelle Veranstaltung im Jahr 1847 schließlich auch zum letzten Mal stattfand. Zu groß war die Kritik an dieser „widerlichen Menschenhetze“, der Ausbeutung der laufenden Boten, deren Beruf als „inhuman und zeitgemäß“ von Kaiser Ferdinand I. verboten wurde.

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